Politik

Merkel ruft alle Partei-Spitzen aus dem Bundestag zur Krisensitzung

Angela Merkel ruft alle Chefs der Parteien und Fraktionen zu einem Krisengipfel in das Kanzleramt. Die Kanzlerin will den Politikern erklären, wie es mit der Griechenland-Krise weitergeht. Dem deutschen Steuerzahler droht im Fall eines Crashs ein Verlust von mindestens 80 Milliarden Euro. Es ist erstaunlich, dass Merkel international bisher abgetaucht ist.
28.06.2015 15:00
Lesezeit: 1 min

Wegen der Zuspitzung der Schuldenkrise werden die Partei- und Fraktionsspitzen aller im Bundestag vertretenen Parteien am Montag im Kanzleramt zusammenkommen. Kanzlerin Angela Merkel habe zu dem Treffen geladen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag aus Koalitionskreisen. Die Linksfraktion bestätigte eine entsprechende Einladung für den Mittag. Die Unionsfraktion werde zudem um 17.30 Uhr zu einer Sondersitzung zusammentreten, erklärte ein Sprecher am Sonntag in Berlin.

Thema der Treffen wird die Frage sein, wie sich die deutsche Politik auf die wahrscheinliche Zahlungsunfähigkeit Griechenlands einstellen soll. Die Euro-Finanzminister hatten am Samstag den griechischen Wunsch abgelehnt, das Hilfspaket über den Dienstag hinaus zu verlängern, weil die griechische Regierung ihrerseits kein Reformpaket akzeptiert, sondern ein Referendum angesetzt hat.

Tschechiens Ministerpräsident Bohuslav Sobotka hat seinen für Montag geplanten Besuch in Bayern kurzfristig abgesagt. Grund sind nach Angaben der bayerischen Staatsregierung vom Sonntag die Griechenland-Beratungen der Bundesregierung im Kanzleramt mit dem CSU-Vorsitzenden und bayerischem Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Ein neuer Termin für den Sobotka-Besuch in München solle in den kommenden Monaten gefunden werden.

Die griechische Regierung hat für Sonntagabend eine Krisen-Sitzung angekündigt.

Erstaunlicherweise ist Merkel international auf Tauchstation gegangen. Eigentlich war erwartet worden, dass die Kanzlerin in irgendeiner Form noch einen Versuch unternehmen könnte, das Fiasko anzuwenden. Für die Euro-Staaten sind 340 Milliarden Euro im Feuer, Deutschland ist mit mindestens 80 Milliarden Euro dabei. Dieses Geld wäre im Fall einer Pleite weg und müsste vom deutschen Steuerzahler abgearbeitet werden.

Üblicherweise werden solche Flops von den Politikern, die sie zu verantworten haben, über einen seht langen Zeitraum verteilt, so dass der gesamte Schock nicht sofort schlagend wird. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der am Samstag in einem ZDF-Interview wirkte wie einer, der die Kontrolle über die Lage verloren hat, deutete eine solche Lösung an. Schäuble hinterließ einen konfusen Eindruck, der den Schluss nahelegt, dass die Lage von den Finanzministern nicht mehr beherrscht wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...