Finanzen

Großbritannien will griechische EZB-Gewinne beschlagnahmen

Lesezeit: 1 min
15.07.2015 17:00
Bei der Griechenland-„Rettung“ bricht der nächste Damm: Die EU-Staaten wollen bei neuen Griechenland-Krediten nur mitmachen, wenn die Euro-Staaten das vollständige Verlust-Risiko übernehmen. Großbritannien will als Kompensation die Griechenland zustehenden EZB-Gewinne beschlagnahmen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

EU-Vizepräsident Valdis Dombrovskis hat am Mittwoch ein 35 Milliarden Euro Soforthilfe-Programm für Griechenland vorgestellt. Mit diesem Programm will die EU 35 Milliarden Euro in die griechische Wirtschaft pumpen. Das ist lobenswert – doch unerheblich: Der Konflikt zwischen den EU-Staaten und der Euro-Zone droht zu eskalieren. Denn Großbritannien will sich an den für die Verhinderung des Crash unabdinglichen Brücken-Krediten aus dem EFSM nur beteiligen, wenn London für seinen Anteil (1,9 Milliarden Euro) die entsprechenden griechischen Gewinne der EZB kassieren kann. Diese Gewinne hatte eigentlich die Syriza-Regierung im Blick, doch die EZB hatte sich geweigert, die Summe auszubezahlen. Die Begründung: Athen habe die Forderungen der Gläubiger nicht erfüllt.

So sagt der britische Finanzminister John Osborne laut Guardian: David Cameron habe den britischen Wählern 2011 versprochen, dass niemals britische Steuergelder für die Rettung eines Euro-Staats verwendet werden dürften. Daher bestehe London auf einer rechtlich verbindlichen Garantie, was sich durch die Beschlagnahmung der EZB-Gewinne am besten machen lasse.

Der EFSM ist ein Bailout-Fonds für die EU. Er soll den Großteil der Brückenfinanzierung für Griechenland sichern. Auch Tschechien ist dagegen, den EFSM anzuzapfen. Valdis Dombrovkis sagte in entwaffender Offenheit, man müsse auf diesen Fonds zurückgreifen, weil es „aus offensichtlichen Gründen keine andere Lösung gibt“.

Im Rat ist eine qualifizierte Mehrheit für eine Freigabe der Gelder notwendig, die auch ohne Zustimmung mehrerer Nicht-Euro-Ländern erreicht würde. Das wäre jedoch ein weiterer Pyrrhus-Sieg für die Euro-Retter: Mit der Tatsache, dass britische Steuergelder gegen den Willen der Regierung in London nach Griechenland gepumpt wurden, riskiert die EU, dass die EU-Gegner beim anstehenden Referendum die Oberhand gewinnen. Der Austritt Großbritanniens wäre die Folge. Die EU in ihrer heutigen Form wäre dann endgültig Geschichte.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...