Politik

Griechenland ruft EU zu Hilfe: Können Flüchtlings-Ansturm nicht bewältigen

Griechenland fordert die sofortige Unterstützung der EU in der Flüchtlingsfrage. Allein im Juli kamen 50.000 Flüchtlinge in das Land. Sie werden faktisch nicht betreut. Premier Tsipras sagte, nun werde sich zeigen, ob es in der EU tatsächlich Solidarität gäbe.
07.08.2015 14:23
Lesezeit: 1 min

Griechenland ist nach den Worten von Ministerpräsident Alexis Tsipras nicht in der Lage, den Zustrom Tausender Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan aus eigener Kraft zu bewältigen. Sein Land benötige die Hilfe der EU-Partner, sagte Tsipras am Freitag nach einem Treffen mit den zuständigen Ministern. "Jetzt wird sich zeigen, ob die EU eine EU der Solidarität ist oder eine EU, in der jeder nur versucht, seine Grenzen zu schützen." Zuvor hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR Griechenland vorgeworfen, nichts gegen chaotische Zustände bei der Flüchtlingsaufnahme auf seinen Inseln zu unternehmen. So sei etwa die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln völlig unzureichend.

"Der Flüchtlingszustrom nach Griechenland geht über das hinaus, was unsere staatliche Infrastruktur zu leisten imstande ist", sagte Tsipras. Griechenland ist neben Italien am stärksten vom Zustrom Zehntausender Menschen betroffen, die vor Hunger, Perspektivlosigkeit und Krieg flüchten und nach Europa wollen. Allein im Juli kamen 50.000 Flüchtlinge. Dabei steht das Land selbst kurz vor einer Staatspleite, und es droht eine erneute Rezession. Im Juni hatten die EU-Staats- und Regierungschefs grundsätzlich beschlossen, 40.000 Flüchtlinge aus den Grenzländern Italien und Griechenland auf andere europäische Staaten zu verteilen. In mehreren Sondersitzungen haben die EU-Innenminister darüber aber noch keine Einigung erzielt.

"Auf den Inseln herrscht das totale Chaos", sagte der Europa-Direktor von UNHCR, Vincent Cochetel, nach Besuchen auf Lesbos, Kos und Chios. Auf den meisten Inseln gebe es überhaupt keine Infrastruktur für die Aufnahme der Menschen. Es fehle an sanitären Einrichtungen, und meisten Flüchtlinge müssten schutzlos unter freiem Himmel schlafen. Auch wenn sie nach einigen Tagen nach Athen weitergeleitet würden, erwarte sie dort das Nichts. Die griechischen Behörden müssten etwas unternehmen, anstatt die Verantwortung jeweils immer weiter zu schieben. Cochetel forderte auch die anderen EU-Staaten auf, mehr zu tun, um Griechenland in der Flüchtlingsproblematik zu entlasten.

Vorrangige Aufgabe sei es zu vermeiden, "dass an anderen Stellen in Europa ein weiteres Calais entsteht", sagte der UNHCR-Direktor. In der französischen Hafenstadt versuchen seit Monaten Tausende Flüchtlinge, durch den Kanal-Tunnel nach Großbritannien zu gelangen. Zehn Menschen sind dabei bislang umgekommen. Am Dienstagabend griffen die britischen Behörden kurz vor dem Tunnelausgang in Folkestone einen Sudanesen auf, der die 50 Kilometer durch den Tunnel zu Fuß zurückgelegt hatte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Investments 2025: „Gold ist der beste Maßstab für den Wert von Bitcoin, den wir haben“
05.02.2025

Bitcoin-ETFs, politische Entscheidungen und die Goldkorrelation bestimmen die Spielregeln für Bitcoin 2025. Was das für Anleger bedeutet,...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehr KfW-Fördermilliarden - auch durch Heizungsgesetz
05.02.2025

Bei der politisch umstrittenen Förderung klimafreundlicher Heizungen verzeichnet die staatliche KfW seit Jahresende 2024 einen merklichen...

DWN
Politik
Politik Viererrunde bei RTL: Scholz, Merz, Weidel und Habeck im TV-Schlagabtausch
05.02.2025

Die klassische TV-Schlacht zwischen zwei Kanzlerkandidaten gerät in die Kritik. RTL reagiert und lädt Scholz, Merz, Weidel und Habeck zu...

DWN
Panorama
Panorama USA wollen Gazastreifen übernehmen
05.02.2025

Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen und wirtschaftlich entwickeln. Dafür soll das vom Krieg gezeichnete Gebiet erst geräumt...