Politik

Griechenland: Polizei geht mit Schlagstöcken gegen Flüchtlinge vor

Auf Kos ging die Polizei unter Einsatz von Schlagstöcken und Feuerlöschern gegen Flüchtlinge vor. Täglich kommen hunderte Migranten auf die griechische Ferieninsel. Die Situation droht zu eskalieren. Der Bürgermeister von Kos warnt Athen vor einem Blutvergießen.
12.08.2015 00:07
Lesezeit: 2 min

Auf der griechischen Ferieninsel Kos kam es am Dienstag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Flüchtlingen. Polizisten gingen offenbar mit Schlagstöcken und Feuerlöschern gegen die Migranten vor. Wie Reporter vor Ort berichteten, blockierten die Flüchtlinge zuvor die Küstenpromenade des Hauptortes der Insel. Sie forderten Papiere, um die Insel verlassen und weiter nach Mitteleuropa reisen zu können.

Wegen der prekären Lage in Griechenland fliehen Tausende Flüchtlinge unter unmenschlichen Bedingungen in den Norden Europas. Sie versuchen, die EU über Mazedonien uns Serbien zu erreichen. Auf den griechischen Inseln herrschen untragbare humanitäre Zustände.

Der Bürgermeister von Kos schrieb einen Brief an die Regierung in Athen und warnte, auf der Insel seien mehr als 7000 Migranten angekommen. Man könne mit dem Problem nicht mehr fertig werden. „Ich warne davor, die Gefahr eines Blutvergießens ist real“, so Kyritsis. Hunderte Migranten kommen täglich von der wenige Seemeilen entfernten türkischen Küste auf die Insel. Hilfsorganisationen, der Staat und die Bevölkerung sind restlos überfordert.

Doch auch Athen sieht sich nicht in der Lage den Flüchtlings-Ansturm zu bewältigen. Griechenland forderte daher bereits die sofortige Unterstützung der EU in der Flüchtlingsfrage. Allein im Juli kamen 50.000 Flüchtlinge in das Land. Sie werden faktisch nicht betreut. Premier Tsipras sagte, nun werde sich zeigen, ob es in der EU tatsächlich Solidarität gäbe.

Die EU geht weiterhin mit Militäreinsatz gegen Flüchtlinge im Mittelmeer vor. Doch das bewirkt offenbar das Gegenteil der beabsichtigten Abschreckung: Der Einsatz von Kriegsschiffen ermuntere die Schlepper geradezu, da die Schiffe verpflichtet sind, in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten. Dadurch würden mehr und nicht weniger Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa geschickt. Der Einsatz drohe zu scheitern, warnt ein hochrangiger italienischer Militär.

Die grüne Bundestagsvize Claudia Roht, die gerade auf Kos ist, um sich über die Lage der Flüchtlinge zu informieren, bestätigte den katastrophale Zustand: „Für die Flüchtlinge ist die Unterbringung auf Kos gerade die Hölle auf Erden“, so Roht zur dpa. „Hier herrscht Chaos. Und die Spannungen werden immer größer.“

Flüchtlinge, die auf der Straße und in Parks campierten, würden von dort verscheucht und in ein kleines Stadion auf der Insel geschickt, berichtete Roth. Dort sei es barbarisch heiß. Es gebe nur zwei Toiletten für Hunderte Flüchtlinge. „Das ist unmenschlich“, sagte sie. „Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Die Lage sei wirklich dramatisch.

Roth sprach auch von einer mangelhaften Versorgung für die Flüchtlinge. „Es fehlt an allem“, sagte sie. „Das ist eine Verweigerung von Erster Hilfe für die Flüchtlinge.“ Die Menschen bräuchten dringend Essen, Kleidung, Unterkünfte und eine medizinische Versorgung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...