Technologie

US-Investoren sehen Trägheit in Deutschland, gehen lieber nach China

Deutschland lebt von seinem guten Ruf - doch bei Innovationen wird das Land für Investoren zunehmend unattraktiv. Die Folge der Trägheit: US-Firmen haben im vergangenen Jahr Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut und setzen auf andere Märkte.
01.09.2015 14:06
Lesezeit: 1 min

Der Standort Deutschland verliert bei US-Unternehmen an Attraktivität. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz der 50 größten US-Firmen hierzulande gerade noch um ein Prozent auf 171 Milliarden Euro, wie der Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham), Bernhard Mattes, am Dienstag in Frankfurt sagte. Damit sei das Wachstum erstmals geringer als der Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Vor allem mit Investitionen hielten sich US-Konzerne zurück: 2014 seien mit 103 Milliarden Euro gut sechs Prozent weniger investiert worden.

"Deutschland genießt einen Sympathiebonus, ist aber kein attraktiver Investitionsstandort mehr", sagte AmCham-Vizepräsident Frank Riemensperger. Das Land laufe in Gefahr, seinen traditionell großen Wettbewerbsvorteil an China zu verlieren. Vor allem bei Innovationen hinke Deutschland künftig hinterher, wie eine Befragung der Top 50 US-Firmen zeigt. Lediglich zwölf Prozent der Befragten schätzen Deutschland bis 2025 noch als Innovationsführer ein. Aktuell sähen dies noch 28 Prozent der Befragten so. China werde dagegen von derzeit vier Prozent bis 2025 auf 38 Prozent aufholen. "Das ist ein klarer Weckruf", betonte AmCham-Präsident Mattes. "Der gute Ruf von Deutschland darf nicht zur Trägheit verleiten." So müsse es in hierzulande mehr Aufgeschlossenheit für neue Technologien geben, ein freundlicheres Umfeld für Start-Ups und einen Ausbau der digitalen Netze.

Ein Beispiel: Der Supercomputer der Gegenwart steht nicht in Deutschland, sondern heißt Tianhe-2 (MilkyWay-2) und ist im National Super Computer Center in Guangzhou, China, zu finden. Die USA hatten im Jahr 2013 ihre Führungsposition an das National Supercomputer-Center im südchinesischen Guangzhou verloren. Allerdings steckt im Tianhe-2 auch Technologie aus den USA, nämlich Serverprozessoren vom amerikanischen Halbleitergiganten Intel. Die Amerikaner sind in technologischer Hinsicht offen für Kooperationen mit allen - wenn sie etwas zu bieten haben. Und hier scheint sich in Deutschland eine enttäuschende Entwicklung abzuzeichnen.

Umsatzstärkste Branche der US-Firmen in Deutschland war 2014 erneut die Automobilindustrie mit Konzernen wie Ford und die GM -Tochter Opel. Auch die IT-Branche mit Größen wie Google und Oracle habe ein Umsatzwachstum verzeichnet. Rückläufig seien die Erlöse bei US-Maschinenbauern, der Energie- und Rohstoffbranche und in der Konsumgüterbranche gewesen. Coca Cola, Johnson Controls und Honeywell hätten Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut. Insgesamt verringerte sich die Zahl der Jobs von US-Firmen in Deutschland um 2,5 Prozent auf 345.000.

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