Deutschland

Chinas Immobilienmarkt belastet Wirtschaft

Die chinesische Regierung muss sich in den kommenden Monaten nicht nur um den instabilen Aktienmarkt und den Rückgang des Wirtschaftswachstums kümmern. Der Immobilienmarkt des Landes ist quasi zum Erliegen gekommen. Das könnte die Wirtschaft erheblich unter Druck setzen.
08.10.2015 11:53
Lesezeit: 2 min
Chinas Immobilienmarkt belastet Wirtschaft
Der Immobilienmarkt trägt erheblich zum chinesischen BIP bei. (Foto: Foto: EU/Sipa/Kevin Lee

Mit 7,4 Prozent ist Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr so langsam gewachsen wie seit 24 Jahren nicht mehr. Auch wenn das gemessen an europäischen Zahlen noch ein sehr großes Wirtschaftswachstum ist, sind die Auswirkungen der Verlangsamung deutlich zu spüren. Die Finanzinvestoren und ausländischen Unternehmen reagieren sehr empfindlich auf jede schlechte Nachricht aus China. Nun drückt auch noch der chinesische Immobilienmarkt auf die Wirtschaft.

Ein Blick auf die Hausverkäufe im September zeigt, warum. Eigentlich ist der September in China einer der stärksten Monate für Immobilienverkäufe. Doch in diesem Monat ist das Transaktionsvolumen am primären Häusermarkt in den 14 begehrtesten Städten nur um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gewachsen. Und der durchschnittliche Preis für ein neues Zuhause in den 100 größten Städten stieg lediglich um 0,28 Prozent, wie das China Real Estate Index System (CREIS) zeigt.

Seit Ende des vergangenen Jahres hat die chinesische Regierung versucht, den Immobilienmarkt des Landes wieder zu animieren. Und erst zu Beginn des Septembers wurden beispielsweise die Einlagen reduziert, die Chinesen vorweisen müssen, wenn sie sich eine zweite Immobilie kaufen wollen. Die Branche ist sehr wichtig, schließlich macht sie 25 Prozent der Wirtschaft aus. Der „mögliche Zusammenbruch des Immobilienmarktes ist einer der vier Faktoren, die wir genau beobachten und die unserer Einschätzung nach eine finanzielle Instabilität auslösen könnten“, zitiert der Businessinsider die Bank of America Meryll Lynch aus einer Notiz an ihre Investoren.

Es sei zwar möglich, dass die Regierung noch mehr Maßnahmen zur Unterstützung des Immobilienmarktes ergreife, so die Bank. Doch man glaube nicht, dass sich der Immobilienmarkt erhole, wenn die Regierung nicht mehr Geld nutze, um das Wachstum des Landes wieder zu beschleunigen.

So ist die Industrieproduktion im August den sechsten Monat in Folge zurückgegangen und auch der Dienstleistungssektor verlor an Schwung. Der endgültige Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie ging auf 47,3 zurück von 47,8 im Juli. Das ist das niedrigste Niveau seit März 2009.

Nach der letzten Immobilienblase in China könnten weitere Maßnahmen der chinesischen Führung aber auch erhebliche negative Folgen mit sich bringen. Auch die USA hatten in der Vergangenheit viele Maßnahmen ergriffen, um den eigenen Immobilienmarkt anzuheizen. Die Anforderungen für Hauskredite etwa wurden immer geringer. Am Ende fiel das System zusammen und Lehman Brothers wurde geopfert.

Trotz dieses bedeutenden Erfolgs in der Vergangenheit steckt das chinesische Modell in einer Strukturanpassung, die in naher Zukunft einem massiven Konjunktureinbruch Platz machen dürfte. Nicht dass die Exportindustrie nicht mehr wettbewerbsfähig wäre, ganz im Gegenteil. Doch die Fundamentalfaktoren für ein anhaltendes und starkes Export- und Investitionswachstum sind nicht mehr gegeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Immer mehr Gewaltdelikte
02.04.2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 offenbart ein besorgniserregendes Bild: Trotz eines leichten Rückgangs der Gesamtkriminalität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...