Unternehmen

China-Blues kann der deutschen Konjunktur nur wenig anhaben

Ganz im Gegenteil zur geläufigen Meinung, dass die Stagnierung des chinesischen Wachstums auch Deutschland ausbremsen würde, legte der Juli 2015 ein Rekordplus vor. Die deutsche Wirtschaft ist durchaus in der Lage, die momentane asiatische Schwäche mit Exporten in andere Drittstaaten wie die USA oder Russland zu kompensieren.
12.10.2015 17:56
Lesezeit: 1 min

Die Wachstumsschwäche in China gilt vielen Ökonomen als Damoklesschwert für die deutsche Konjunktur. Tatsächlich sind die deutschen Unternehmen weitaus stärker in China engagiert als ihre Wettbewerber aus anderen europäischen Ländern. Außerdem war China im vergangenen Jahr nach Frankreich und den Niederlanden der drittwichtigste Handelspartner Deutschlands, noch vor den USA. Kein Wunder also, dass der überraschend kräftige Einbruch der deutschen Exporte im August um 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat auf 88 Milliarden Euro als erstes Alarmsignal für eine durch die chinesische Wachstumsschwäche ausgelöste drohende Trendumkehr bei den Ausfuhren gewertet wird.

Dabei wird allerdings leicht übersehen, dass der Juli mit einem Export-Plus von 2,4 Prozent auf 107,2 Milliarden Euro einen Rekordwert hinlegte. Auch ragten in diesem Jahr außergewöhnlich viele Sommerferientage in den August hinein. Zudem wuchsen die Exporte im August gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent. Die im Vergleich zum Rekordmonat Juli geringeren Ausfuhren im August sollten denn auch nicht dramatisiert werden. Als Beleg für eine Trendumkehr ist der, wenn auch deutlich gesunkene Wert eines einzigen Monats viel zu dünn. Tatsächlich werden erst die kommenden Monate zeigen, wohin die Reise beim deutschen Export geht.

Viel spricht jedoch dafür, dass die Ausfuhr-Rückgange nach China durch verstärkte Exporte in die EU sowie die USA weitgehend kompensiert werden können. So sind die Ausfuhren in die EU, dem mit Abstand größten Abnehmer deutscher Waren, im August gegenüber Vorjahr um 3,5 Prozent gestiegen. In die so genannten Drittstaaten, zu denen China, Russland und die USA zählen, exportierten die deutschen Unternehmen im August sogar 6,8 Prozent mehr Waren.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute bescheinigen der deutschen Konjunktur denn auch im laufenden und im kommenden Jahr eine weiterhin robuste Verfassung. Für 2015 und 2016 erwarten die Institute ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von jeweils 1,8 Prozent. Damit sind die Institute sogar noch etwas optimistischer als IWF, der ein Wachstum von 1,5 Prozent in diesem und 1,6 Prozent im nächsten Jahr prophezeit.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...