Deutschland

EnBW übernimmt Gaslieferanten VNG

Der Stromversorger EnBW will den ostdeutschen Gaslieferanten VNG übernehmen. EnBW kauft die Anteile für 1,5 Milliarden Euro von dem bisherigen Mehrheitseigner EWE und gibt im Gegenzug seine Beteiligung an der EWE zurück. Der Austausch könnte einen jahrelangen Streit zwischen den Unternehmen beenden.
16.10.2015 13:33
Lesezeit: 1 min

Deutschlands drittgrößter Stromversorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) greift Insidern zufolge nach dem ostdeutschen Gaslieferanten VNG Verbundnetz Gas. Das Karlsruher Unternehmen wolle den milliardenschweren Anteil des Oldenburger Regionalversorgers EWE von 74,2 Prozent an der VNG übernehmen, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Im Gegenzug will EnBW seine 26-Prozent-Beteiligung an der EWE zurückgeben. EnBW-Vorstandschef Frank Mastiaux könnte damit einen seit Jahren brodelnden Konfliktherd löschen, denn die drei Unternehmen hatten sich nach dem Einstieg der EnBW bei EWE vor sechs Jahren zerstritten.

„Mastiaux will den Knoten durchschlagen“, sagte einer der Insider. Der EnBW-Chef baut den Versorger aus dem Südwesten, der traditionell stark auf Atomkraft gesetzt hatte, mit Blick auf die Energiewende um. Er habe seit einem Jahr an dem Deal gearbeitet. Der Beteiligungstausch wäre ein Baustein seiner Strategie, unter anderem das Erdgas-Geschäft auszubauen. 2014 hatte er bereits das vorher zusammen mit der italienischen ENI betriebene Fernleitungsnetz Terranets BW komplett erworben. Die VNG ist mit einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro einer der drei größten Importeure von Erdgas nach Deutschland und verteilt es an andere Versorger und Stadtwerke weiter.

Die EnBW hat sich im Ringen um die VNG offenbar gegen den Leipziger Regionalversorger LVV durchgesetzt, der bereits 7,5 Prozent an VNG hält. Er hatte mit finanzieller Unterstützung des australischen Infrastruktur-Investors Macquarie 1,1 Milliarden Euro geboten. Bei dem Anteilstausch mit EWE wird das VNG-Paket zwei Insidern zufolge mit rund 1,5 Milliarden Euro bewertet. "Das rechnet sich in etwa auf. Viel Geld wird bei der komplexen Transaktion nicht fließen", sagte einer von ihnen. EnBW hatte 2009 zwei Milliarden Euro für die Sperrminorität an EWE bezahlt. Der Oldenburger Konzern, ebenfalls überwiegend in kommunalem Besitz, ist mit acht Milliarden Euro Umsatz einer der fünf größten deutschen Versorger.

Der Beteiligungstausch könnte noch am Freitag bekanntgegeben werden, sagten zwei Insider. Vorher müssten aber mehrere Gremien der Transaktion zustimmen. Mehrere ostdeutsche Kommunen, darunter die LVV, bleiben an der Leipziger VNG mit 25,8 Prozent beteiligt. EnBW, EWE und VNG wollten sich zu den Informationen nicht äußern.

Die ursprünglich mit knapp 48 Prozent an der VNG beteiligte EWE hatte seit dem vergangenen Jahr die Anteile der BASF-Tochter Wintershall und der russischen Gazprom dazu erworben und sich damit eine bessere Verhandlungsposition verschafft. EWE hatte mit der EnBW bereits 2009 einen Verkauf der damaligen Beteiligung an den neuen Großaktionär vereinbart. Doch die kommunalen VNG-Miteigentümer sperrten sich gegen die 1,2 Milliarden Euro schwere Transaktion.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...