Politik

EU-Kommissar bittet Türkei um Vergebung: „Haben uns an den Stammtischen gesuhlt“

Der deutsche EU-Kommissar Günther Öettinger überrascht mit eine Kotau in Richtung Türkei: Die EU habe sich in einer „Anti-Türkei-Diskussion“ gesuhlt und müsse nun als Bittsteller in Ankara auftreten, damit der türkische Präsident Erdogan das Flüchtlingsproblem für die EU löst.
25.10.2015 23:58
Lesezeit: 1 min

EU-Kommissar Günther Oettinger hat anlässlich des Türkei-Besuchs von Angela Merkel eine sehr viel stärkere Einbindung Ankaras in die europäische Politik gefordert. „Vor zwei Jahren hätte ich nicht geglaubt, vor einem ebenso wenig, dass die Kanzlerin als Bittstellerin, mit konkreten Gegenleistungen nach Ankara fliegen muss“, sagte Oettinger beim Deutschlandtag der Jungen Union am Sonntag in Hamburg. „Vielleicht haben auch wir in manchen Wahlkämpfen und an Stammtischen uns in einer Anti-Türkei-Diskussion gesuhlt.“

„Etwas mehr Stabilität in dieser instabilen Region – Pakistan, Afghanistan, Iran, Irak, Syrien – wird ohne die Türkei nicht möglich sein“, betonte der CDU-Politiker. „Deswegen: Wir brauchen die Türkei.“ Das koste nicht nur viel Geld, die Visumpflicht werde auch nicht mehr lange haltbar sein, und die Türkei müsse zum sicheren Herkunftsland erklärt werden. Zudem müsse Europa seine Haltung zur Türkei klären: “Entweder man hört mit Beitrittsverhandlungen auf, oder man verhandelt.“ Es sei nicht ehrlich, die Türkei ewig im Warteraum sitzen zu lassen.

Allerdings haben die Türken bereits signalisiert, dass sie sich die Unterstützung der EU in der Flüchtlingskrise teuer werden abkaufen lassen.

Darüber hinaus forderte Oettinger, der als EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständig ist, eine Europäisierung des Asylrechts. Ohne diese werde die Verteilung der Flüchtlinge nicht funktionieren. Die jüngste Asylverschärfung in Deutschland reiche nicht aus. Die Unterbringung der Flüchtlinge koste Milliarden. Mittelfristig müsse Deutschland deshalb entweder die Schuldenbremse aussetzen, Steuern erhöhen oder Leistungen kürzen. Aus seiner Sicht müsse die Schuldenbremse aber auf jeden Fall eingehalten werden.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...