Politik

Madrid will Abspaltung Kataloniens gerichtlich stoppen

Die spanische Zentralregierung zieht gegen die angestrebte Unabhängigkeit Kataloniens vor Gericht. Premier Mariano Rajoy hat die obersten Richter des Landes aufgerufen, den Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Parlaments mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Den Parlamentsentscheid bezeichnete Rajoy als „Ungehorsam gegenüber den Institutionen“.
12.11.2015 00:33
Lesezeit: 1 min

Die spanische Zentralregierung will die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens vom Verfassungsgericht verbieten lassen. Ministerpräsident Mariano Rajoy teilte am Mittwoch nach einer außerordentlichen Kabinettssitzung in Madrid mit, dass die Regierung das oberste Gericht des Landes bereits angerufen habe. Dieses solle laut dem eingereichten Antrag den Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Parlaments „und alle seine Auswirkungen mit sofortiger Wirkung aussetzen“.

Das katalanische Parlament hatte am Montag für die Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Madrid und die Schaffung einer eigenen Republik bis spätestens 2017 gestimmt. Der Beschluss des Regionalparlamentes in Barcelona enthält auch einen „Fahrplan“ für einen 18-monatigen Abspaltungsprozess. Unter anderem sollen binnen 30 Tagen die gesetzlichen Grundlagen für ein eigenes Sozialversicherungssystem und eine eigene Finanzverwaltung geschaffen werden.

Rajoy bezeichnete den Beschluss aus Barcelona am Mittwoch als „Ungehorsam gegenüber den Institutionen“ und fügte hinzu: „Die Souveränität gehört dem gesamten spanischen Volk, diese Souveränität kann nicht geteilt werden.“ Nach Angaben aus Justizkreisen sollte das Verfassungsgericht noch im Laufe des Mittwochs über den Antrag der Regierung beraten.

Auch der katalanische Regierungschef Artur Mas steht bereits wegen Ungehorsams vor Gericht:  Die Durchführung einer Volks-Befragung entgegen einer richterlichen Anordnung erfülle laut Anklage der spanischen Staatsanwaltschaft den Tatbestand des schweren Ungehorsams, der Rechtsbeugung, Amtsanmaßung sowie der Veruntreuung öffentlicher Gelder. Bei einer Verurteilung drohen Amtsenthebung und bis zu zehn Jahre Berufsverbot.

Katalonien hat rund 7,5 Millionen Einwohner und stellt ein Fünftel der Wirtschaftskraft von ganz Spanien dar. Am 20. Dezember stehen die Parlamentswahlen in Spanien an, die „katalanische Frage“ dominiert derzeit die Debatten.

Lesen Sie hier weitere Artikel zur Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...