Politik

Merkel unter Druck: CDU-Gruppe fordert Schließung der deutschen Grenzen

Lesezeit: 2 min
13.11.2015 10:10
Die Mittelstandsvereinigung der CDU erhöht den Druck auf Angela Merkel: Flüchtlinge aus EU-Nachbarländern müssten an den Grenzen zurückgewiesen werden. Wenn die EU-Außengrenzen nicht gesichert werden, dann müsse Deutschland seine eigenen Grenzen schließen und wieder Kontrollen einführen.
Merkel unter Druck: CDU-Gruppe fordert Schließung der deutschen Grenzen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die CDU erhöht den Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingsfrage. Die Mittelstandsvereinigung der Union setzt sich dafür ein, über EU-Nachbarländer ankommende Flüchtlinge notfalls an der deutschen Grenze zurückzuweisen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) forderte eine Begrenzung der Zuwanderung. Die von CDU und CSU geführten Kommunen mahnten eine zügige Umsetzung der vom Bund beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung des „Flüchtlingszustroms“ an.

Zuvor hatte bereits Wolfgang Schäuble gesagt, dass Deutschland die Bewältigung der Krise nicht schaffen werde, wenn die, so Schäuble wörtlich, „Lawine“ erst am Anfang ihrer Bewegung ins Tal sei.

Vor einigen Tagen hatte das Innenministerium, offiziell ohne Wissen der Kanzlerin, die Regelungen für Syrer nach dem Dublin-Übereinkommen wieder in Kraft gesetzt.

In einem vom Vorstand der Mittelstandsvereinigung der Union (MIT) einstimmig angenommenen Antrag, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, wenn nicht bald die Sicherung der EU-Außengrenzen und eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in der EU erreicht würden, müssten vorübergehend alle Einwanderer vor der Einreise nach Deutschland kontrolliert werden. „Wir müssen uns vorbehalten, Flüchtlinge, die über einen sicheren Drittstaat versuchen einzureisen, gemäß Artikel 16a unseres Grundgesetzes zurückzuweisen.“ Der Antrag soll an diesem Samstag bei der Delegiertenversammlung der MIT in Dresden beschlossen werden.

Eine gerechte Verteilung in der EU ist nicht in Sicht: Von den vereinbarten 160.000 Flüchtlingen wurden bis jetzt etwa 150 Personen in verschiedene Länder geschickt.

Auch die Finanzierung funktioniert nicht, wie EU-Präsident Jean-Claude Juncker am Donnerstag einräumte.

Zum Auftakt der Versammlung wird am Freitag bereits Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erwartet. Dieser hatte zuletzt mit öffentlichen Zweifeln und einem Lawinen-Vergleich den Streit über die Asylpolitik auch innerhalb der Koalition angeheizt.

In dem MIT-Papier heißt es weiter: „Wir müssen jetzt schnellstmöglich das geltende EU-Recht wieder durchsetzen.“ Solange aber die EU-Außengrenzen nicht ausreichend gesichert würden, seien Binnengrenzkontrollen unvermeidlich.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Haseloff sagte der „Bild“-Zeitung: „Auf jeden Fall müssen wir sehr bald erklären, was wir leisten können und wo unsere Grenzen sind, und dann natürlich Obergrenzen festlegen, auch für Gesamtdeutschland.“ Zur Aussage Merkels, dass das Asylrecht keine Obergrenze kenne, sagte er: „Theoretisch vielleicht, praktisch aber schon. Und ich lese aus der Verfassung auch, dass eine Nation dafür Sorge tragen muss, dass ihre Ressourcen nicht erschöpfen und die Demokratie instabil wird.“

Die von CDU und CSU geführten Kommunen mahnten ein rasches Handeln der Bundesregierung an. Wichtig sei es, dass schnell Aufnahmezentren für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsländern ihre Arbeit beginnen, sagte der Bundesvorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung von CDU und CSU (KPV), Ingbert Liebing, der Deutschen Presse-Agentur. Zum Auftakt ihres zweitägigen Jahreskongresses in Saarbrücken erwartet die KPV am Freitag Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zur Diskussion.

Schleswig-Holstein trifft derweil weitere Vorkehrungen für die Aufnahme von Flüchtlingen, die nach dem Start von Grenzkontrollen in Schweden möglicherweise im nördlichsten Bundesland bleiben müssen. Nach Einschätzung von Innenminister Stefan Studt (SPD) ist das Land auf jede Situation vorbereitet. Alle Neuankömmlinge bekämen ein Dach über den Kopf. Die Städte Kiel, Flensburg und Lübeck halten zusätzliche Plätze in Notquartieren bereit.

In der Nacht auf Freitag hatte sich in Schleswig-Holstein allerdings noch kein Rückstau von Transitflüchtlingen abgezeichnet, die wegen fehlender gültiger Pässe nicht nach Schweden einreisen können. Die Lage sei ruhig geblieben, da Schweden die Grenze nicht komplett dicht gemacht habe, sagte ein Polizeisprecher.

Merkel selbst will am Freitagabend Stellung beziehen. In der ZDF-Sendung „Was nun Frau Merkel?“ soll sie unter anderem beantworten, wie Deutschland die Aufnahme der Asylbewerber bewältigen kann und ob sie an ihrer Willkommenskultur festhält.

 

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien: Photovoltaik und Offshore-Windkraft boomen
30.12.2024

Deutschland erzielt 2024 einen Rekordwert bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien: Mit einem Anteil von 55 Prozent am...

DWN
Technologie
Technologie Blauer Wasserstoff: Herstellung und Nutzen
30.12.2024

Blauer Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Aber was verbirgt sich dahinter? Hier erfahren Sie, wie blauer...

DWN
Politik
Politik Slowakische Regierung: Ukraine muss Gebiete aufgeben
30.12.2024

Ministerpräsident Robert Fico droht, Kalinak fordert und der Gasstreit zwischen der Ukraine und der Slowakei eskaliert. Während die...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugunglück Südkorea: Staatstrauer und Untersuchungen nach verheerendem Absturz
30.12.2024

Ein Flugzeugunglück erschüttert Südkorea: Eine Boeing 737-800 zerschellt am Flughafen Muan, nur zwei Menschen überleben. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Die Hausse beim Gold ist Resultat der Ankäufe Chinas und Indiens
30.12.2024

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Im Englischen spricht man von „Fool´s gold“, wenn mal wieder der Schein trügt – und...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Russlands Schattenflotte bedroht die europäische Infrastruktur
30.12.2024

Die Spannungen in der Ostsee nehmen zu: Nachdem vergangene Woche ein Unterwasserkabel vor Finnland beschädigt wurde, rückt Russlands...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschiebung von Straftätern nach Syrien und Afghanistan
30.12.2024

Kanzlerkandidat Merz möchte nach einem Wahlsieg die Asyl- und Einwanderungspolitik verändern. Gegenüber Mittätern des Assad-Regimes in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schluss mit Just-in-Time: Warum Lagerhaltung ein Comeback feiert
30.12.2024

Just in time war der Kern weltweiter Wertschöpfungsketten: ohne Lagerhaltung produzieren, aber pünktlich liefern. Das funktioniert nicht...