Politik

Putin und Obama treffen sich überraschend zu Krisen-Gespräch

Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama haben in der Türkei ein Krisen-Gespräch zur Weltlage abgehalten. Beide sagten überraschend einhellig, dass man gegen den IS gemeinsam vorgehen müsse. Unterschiede bleiben bei Detail-Einschätzungen.
15.11.2015 17:31
Lesezeit: 1 min

Überraschend haben sich am Rande des G-20-Gipfels in der Türkei US-Präsident Barack Obama und sein russischer Kollege Wladimir Putin am Sonntag getroffen. Ein Vertreter des Weißen Hauses sprach anschließend von einer "konstruktiven Diskussion". Beide Staatschefs seien sich einig, dass es einen von Syrien gestalteten politischen Übergang in dem Land geben solle. Vorausgehen müssten von der UNO begleitete Verhandlungen zwischen der syrischen Regierung und der Opposition sowie ein Waffenstillstand, hieß es weiter.

Obama habe in dem Gespräch die Anstrengungen aller Nationen im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz IS begrüßt. Auch Russland fliegt seit September Angriffe in Syrien.

Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow sagte nach dem Treffen, Moskau und Washington teilten dieselben "strategischen Ziele" im Kampf gegen die IS-Miliz. "Es bestehen aber weiter Meinungsverschiedenheiten über die Taktik", fügte er hinzu. Obama habe zudem sein Beileid zum Tod von 224 Menschen beim Absturz eines russischen Flugzeugs in Ägypten ausgesprochen. Ein Zweig der IS-Dschihadistengruppe hatte sich dazu bekannt.

Viele Medien staunten darüber, dass die beiden sprechen - obwohl seit der UN-Versammlung klar ist, dass Obama den Kontakt mit Putin gesucht und gefunden hat. Beide Präsidenten arbeiten im Syrien-Konflikt eng zusammen, sehr zum Verdruss der militärischen Hardliner in Washington. Diese kritisieren, dass Obama mit den Russen kooperiert und verlangen eine Bodenoffensive in Syrien.

Über die Inhalte der Gespräche wurde offizielle nichts mitgeteilt. Zuvor hatte Putin eine Bündelung der Kräfte in Syrien gefordert: "Man kann die terroristische Bedrohung nur beherrschen, wenn die gesamte Staatengemeinschaft ihre Bemühungen vereint." Obama nannte keine konkreten Schritte als Folge der Anschläge in Paris. Er sagte: "Die Ermordung unschuldiger Menschen auf Grundlage einer pervertierten Ideologie ist nicht nur ein Angriff auf Frankreich, nicht nur auf die Türkei, sondern auf die zivilisierte Welt."

Für die obligate Peinlichkeit sorgte ein EU-Vertreter: EU-Präsident Donald Tusk forderte Putin auf, sich bei den Luftangriffen in Syrien künftig auf den IS zu konzentrieren und nicht auf moderate Gegner des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Jeder, der sich auch nur fünf Minuten mit den Ereignissen in Syrien bschäftigt hat, kennt die offizielle Strategie der Russen. Sie kämpfen gegen alle Terroristen, auch wenn sich diese "moderate Opposition" nennen und von den USA finanziell unterstützt und von US-Militärberatern geleitet werden. Die USA kooperieren in Syrien insbesondere mit der zu al-Kaida gehörenden al-Nusra-Front. Es ist durchaus nicht klar, ob nicht die al-Kaida hinter den Anschlägen von Paris steckt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...