Führungsmitglieder der US-Notenbank (Fed) bereiten die Finanzwelt mit immer deutlicheren Signalen auf die nahende Zinswende vor. Drei Mitglieder der Fed-Leitungsebene sprachen am Mittwoch auf einer Konferenz in New York offen über die Möglichkeit einer raschen Anhebung. Händler taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass es im Dezember zur ersten Zinsanhebung seit knapp einem Jahrzehnt kommt, mittlerweile auf mehr als 70 Prozent.
Der Chef der Fed von New York, William Dudley, erwartet daher nicht, dass es zu Überraschungen oder gar zu deutlichen Marktreaktionen kommt, wenn die Zinsen steigen. Der Chef der Fed von Atlanta, Dennis Lockhart, der bereits im September auf eine Erhöhung gedrungen hatte, hält die Zeit nun für gekommen. Er fühle sich damit wohl, wenn die geldpolitischen Zügel bald angezogen werden sollten. Die Konjunkturdaten seien insgesamt ermutigend und der Arbeitsmarkt habe sich im Vergleich zum Vorjahr aufgehellt. Seine Kollegin Loretta Mester von der Philadelphia Fed betonte, die US-Wirtschaft könne eine „moderate Erhöhung“ verkraften.
Die Fed-Spitze um Zentralbankchefin Janet Yellen hatte wiederholt die erste Zinsanhebung seit rund zehn Jahren in Aussicht gestellt. Yellen und ihr Stellvertreter Stanley Fischer betonten unisono, eine Abkehr von der seit Ende 2008 betriebenen Nullzinspolitik sei im Dezember durchaus möglich.
Zuvor will die Fed jedoch weitgehend sicher sein, dass die Wirtschaft stark genug dafür ist. Der Arbeitsmarkt brummt. Zudem läuft der Konsum - eine wichtige Stütze des Wachstums - rund. Auch der Immobilienmarkt hat sich deutlich erholt. Im Oktober sank die Zahl der neu begonnenen Bauten zwar um elf Prozent. Mit einer Jahresrate von 1,06 Millionen Einheiten wird nunmehr jedoch seit sieben Monaten konstant die Millionen-Grenze überschritten. Das hat es seit 2007 nicht mehr gegeben und gilt als Anzeichen für eine nachhaltige Erholung am Markt.