Gemischtes

Abgas-Manipulation: Renault unter Verdacht

Lesezeit: 2 min
24.11.2015 15:46
Die Deutsche Umwelthilfe moniert die Abgaswerte von Renault. Die Stickoxid-Emissionen beim Modell Espace sollen weit höher sein als erlaubt. Auch Audi räumt die Verwicklung in VW-Abgasskandal ein.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

In Abgas-Skandal um VW gerät nun auch Renault in den Fokus. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft dem französischen Autobauer ebenfalls erhöhte Werte vor. Testergebnisse der Berner Fachhochschule hätten bei einem Espace-Diesel 13 bis 25 Mal höhere Stickoxid-Emissionen ergeben als nach geltendem EU-Standard Euro 6 erlaubt, teilte die DUH am Dienstag mit. Bei Volkswagen weitet sich die Manipulationsaffäre aus. Auch die Töchter Audi und Porsche sind inzwischen betroffen. Damit rückt der Skandal näher an den neuen VW-Chef Matthias Müller heran, der bis vor kurzem noch Porsche lenkte. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig nun auch wegen Steuerhinterziehung.

Der DUH zufolge waren bei Abgasmessungen des Renault-Espace bei fünf Tests mit warmen Motor deutlich erhöht. Dabei habe sich ein bestimmtes Muster ergeben. „Nur wenn er in einer ganz bestimmten Form auf die am Folgetag stattfindende Prüfung vorbereitet wurde, bestand er diese mit Bravour. Alle Abweichungen in der Vorkonditionierung beziehungsweise Tests mit warmem statt kaltem Motor führten zu Dieselabgaswerten, die wir in dieser Höhe noch nie gemessen haben“, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Die DUH forderte das Bundesverkehrsministerium zu behördlichen Nachprüfungen zu diesen Ergebnissen sowie zu einem bereits vor einem Monat übermittelten Bericht über einen Opel-Zafira-Diesel auf. Zudem gab sie weitere Tests an deutschen und ausländischen Diesel-PKW in Auftrag. Renault äußerte sich zunächst nicht dazu. Die GM-Tochter Opel hatte im Oktober die DUH-Vorwürfe über gravierende Abweichungen bei Stickoxidwerten zurückgewiesen.

Audi räumte am Montagabend ein, dass eine bestimmte Motorensoftware nach US-Recht doch als illegale Abschalttechnik betrachtet werde. Dabei handele es sich um eine Software für die Temperatur-Konditionierung des Abgasreinigungs-Systems. Diese werde in Motoren der US-Modelle A6, A7, A8, Q5 und Q7 verwendet sowie beim VW-Touareg und im Porsche-Cayenne. Volkswagen hatte US-Vorwürfe bislang bestritten und darauf verwiesen, dass die Technik den Katalysator nach dem Start schneller auf Betriebstemperatur bringen solle.

VW erklärte nun: „Es bestand eine unterschiedliche Auffassung zur technischen Bewertung des Sachverhalts.“ Die bemängelte Software bei den 3,0-Liter-Diesel-Motoren will Audi nun aktualisieren. Dies soll schätzungsweise einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Der freiwillige Verkaufsstopp für die Modelle mit dem V6 TDI-Dieselmotor wurde bis auf weiteres verlängert. Am Freitag hatte die EPA erklärt, VW habe eingeräumt, dass die Affäre 75.000 weitere Fahrzeuge beträfe. Dabei gehe es um sämtliche Drei-Liter-Diesel-Motoren der Modelljahre 2009 bis 2016. Volkswagen drohen weltweit bereits Strafen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Nach den neusten Erkenntnissen könnten bis zu 3,2 Milliarden Dollar hinzukommen.

Auch in Deutschland zieht der Skandal weitere Kreise. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilte mit, sie habe ein zweites Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es gehe um den Verdacht der Steuerhinterziehung gegen fünf Personen aus dem VW-Konzern im Zusammenhang mit falschen CO2-Angaben. Diese könnten dazu führen, dass zu wenig Kfz-Steuer gezahlt worden sei. Wegen der Vielzahl der betroffenen Fahrzeuge sei der Schaden „nicht klein“, sagte ein Sprecher. Die Ermittlungen gingen vorrangig in Richtung Steuerhinterziehung, infrage komme aber auch Betrug.

Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte mit Hilfe einer Software in der Motorsteuerung geschönt zu haben. In Europa ruft der Konzern 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten, um den Betrug zu beenden. Weltweit sind bis zu elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Für den Rückruf hat der Konzern 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Weitere zwei Milliarden Euro hat Volkswagen kalkuliert, weil bei 800.000 Fahrzeugen falsche CO2-Angaben gemacht wurden.

 


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik US-Präsidentschafts-Duell: Harris und Trump schenken sich nichts, Superstar Taylor Swift unterstützt Harris
11.09.2024

Es ist das erste Aufeinandertreffen von Kamala Harris und Donald Trump - und ein Schlüsselmoment im US-Wahlkampf. Auf der Bühne schenken...

DWN
Politik
Politik Machtdemonstration: Russlands Kriegsflotte startet Marineübung "Ozean 2024"
11.09.2024

Mehr als 400 Kriegsschiffe und 90.000 Angehörige der verschiedenen Flotten nehmen an Russlands großem Marine-Manöver „Ozean-2024“...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau bei Northvolt: Batteriehersteller muss Jobs streichen - Habecks Ansiedlungserfolg in Gefahr
11.09.2024

Der angeschlagene schwedische Batteriehersteller Northvolt zieht die Kostenbremse und hat diese Woche Stellenabbau angekündigt. Zunächst...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn-Erhöhung auf 15 Euro: der letzte Strohhalm der SPD?
10.09.2024

Politisierung des Mindestlohnes: Wie hoch soll die gesetzliche Lohnuntergrenze künftig sein? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat klare...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krise der Autoindustrie: BMW senkt Gewinnprognose deutlich
10.09.2024

In China läuft das Geschäft schwächer als erwartet - und jetzt kommt noch ein Problem mit zugelieferten Bremsen in 1,5 Millionen Autos...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt 2025: Die kuriosen Pläne der Ampel mit „Hoffnungsposten“
10.09.2024

Zum Start der Haushaltswoche hat die Ampel-Regierung ihre Ratlosigkeit bewiesen. Noch immer klafft eine große Lücke im Entwurf für den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gebundenes Vermögen: Hunderte Unternehmen warten vorm Bundestag auf neue Rechtsform
10.09.2024

Sinnbildlich steht die Aktion „Warteschlange“ für die Situation der Unternehmer im Land: Sie warten händeringend auf eine neue...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Rohstoffreichtum: Wieso Russland nur ein Schwellenland bleibt
10.09.2024

Russland ist eine absolute Rohstoffmacht, aber ökonomisch unterentwickelt. Ursächlich sind nicht Sanktionen oder andere externe Effekte,...