Gemischtes

Internationale Banken stützen Volkswagen-Konzern

Lesezeit: 1 min
03.12.2015 13:20
Volkswagen hat offenbar für seinen milliardenschweren Überbrückungskredit nur eine deutsche Bank an Bord bekommen. VW will mit dem Kredit die Kosten des Abgasskandals abfedern. Aufgrund der schlechten Bonität sind die Anleihemärkte derzeit zu teuer für den Autobauer.
Internationale Banken stützen Volkswagen-Konzern
Der Aktienkurs von Volkwagen in den vergangenen drei Monaten. (Grafik: ariva.de)

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Volkswagen hat Finanzkreisen zufolge für seinen 20 Milliarden Euro schweren Überbrückungskredit nur eine einzige deutsche Bank an Bord bekommen. Von den 13 Großbanken, die an der Finanzierung beteiligt seien, sei als heimische Vertreterin nur die Unicredit-Tochter HypoVereinsbank dabei, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Deutsche Bank, die derzeit auf Schrumpfkurs ist und ihr Kapital schonen will, spielt überhaupt keine Rolle.

VW will mit dem Kredit die Kosten des Abgasskandals abfedern. Die Anleihemärkte sind derzeit zu teuer für den Wolfsburger Konzern. VW wollte sich zu dem Kredit nicht äußern. Den Insidern zufolge stellen acht Institute die größten Kredittranchen über jeweils 1,825 Milliarden Euro: Neben der HVB/Unicredit sind das Citi, Barclays, Bank of Tokyo Mitsubishi, BNP Paribas, HSBC, Mizuho und Societe Generale. Kleinere Tickets von jeweils 1,08 Milliarden Euro kommen von fünf weiteren Banken: Goldman Sachs, Bank of America, Santander, BBVA, Credit Agricole. Die Institute waren entweder nicht erreichbar oder lehnten eine Stellungnahme ab.

Von den 20 Milliarden Euro zieht VW im Moment nur die Hälfte, wie die Insider weiter berichteten. Die Banken hätten dem Autokonzern sogar noch mehr Geld zur Verfügung gestellt, schließlich verdienen sie gut an der Finanzierung: Der Kupon liegt bei den großen Tranchen 80 Basispunkte über Benchmark, bei den kleineren sind es 70 Basispunkte. Als Anreiz für eine schnelle Rückzahlung steigt der Kupon jeweils um 25 Basispunkte nach sechs Monaten und nach neun Monaten. Jede weitere Rating-Herabstufung kostet zehn Basispunkte. Der Kredit gilt aber nur so lange, wie das Gütesiegel Investmentgrade noch gesichert ist.

Viel Raum nach unten hat VW nicht mehr: Die US-Ratingagentur S&P senkte die Bonitätsnote in dieser Woche für die langfristigen Schulden auf „BBB+“ von bislang „A-“. Zwei Stufen liegen noch dazwischen, bis VW auf den Ramschstatus abrutscht, der bei „BB+“ beginnt.

Die Insider sagten, VW hoffe darauf, im Frühjahr an die Bondmärkte zurückzukehren, wenn sich die Krise etwas gelegt habe und die Renditeaufschläge wieder gesunken seien. Dann soll der Überbrückungskredit mit neuen Anleihen abgelöst werden. Der „Umweg“ - also Zinsen und Gebühren - kostet den Konzern rund 150 Millionen Euro. Ein Insider betonte, die Banken, die jetzt den Kredit stellten, hätten die Zusage, dann auch die Bondplatzierung organisieren zu dürfen und dafür Gebühren einzustreichen.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...