Politik

Irak stellt der Türkei Ultimatum zum Rückzug der Truppen

Lesezeit: 1 min
07.12.2015 00:48
Der Irak fordert den umgehenden Abzug der am Wochenende einmarschierten türkischen Soldaten. Bagdad droht mit der Anrufung der UN. Weil auch Russland seine Beweise für eine Kooperation der Türkei mit den IS den UN zur Prüfung übergeben will, könnte die Lage für den Nato-Staat ungemütlich werden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach dem Einmarsch türkischer Soldaten im kurdischen Norden des Irak hat die Regierung in Bagdad dem Nachbarland ein Ultimatum gestellt. Ankara müsse alle seine Soldaten innerhalb von 48 Stunden zurückziehen, forderte der irakische Regierungschef Haider al-Abadi am Sonntagabend. Wenn dies nicht geschehe, werde er "alle zur Verfügung stehenden Optionen" nutzen. Die türkischen Streitkräfte seien "ohne Billigung und ohne Wissen der irakischen Regierung" ins Land eingedrungen, erklärte der Regierungschef. Wenn Ankara der Aufforderung nicht entspricht, könnte man den UN-Sicherheitsrat anrufen, erklärte Haider al-Abadi.

Vor wenigen Tagen waren im Irak etwa 150 türkische Soldaten mit 20 bis 25 Panzern in der Region um Baschika nördlich von Mossul einmarschiert. Die Ölstadt Mossul war im Juni 2014 von der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) überrannt worden.

Die Türkei betreibt offenkundig einen lebhaften Ölhandel mit dem IS und sorgt so für dessen Finanzierung. Die Entsendung von Truppen könnte auch dem Zweck dienen, die Erdöl-Verbindungen zu den Ölfeldern im Nordirak in die Türkei zu sichern. Diese Ölfelder stehen seit geraumer Zeit unter der Kontrolle des IS.

Russland hatte vor einige Tagen auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und angeboten, entsprechende Belege den UN zu übergeben. Mit der Drohung des Irak, die UN anzurufen, könnte die Lage für die Regierung von Präsident Erdogan unangenehm werden.

Die Türkei bezeichnete den Einmarsch als eine Rotation innerhalb der Ausbildungsmission der türkischen Armee für kurdische Peschmerga-Kämpfer, die für den Kampf gegen die IS-Miliz ausgebildet würden. Türkische Medien berichteten aber über eine weitaus umfangreichere Stationierung. "Die Türkei errichtet eine Basis in der Baschika-Region von Mossul mit 600 Soldaten", berichtete beispielsweise die Zeitung "Hürriyet".

Iraks Regierungschef Abadi erklärte vor einigen Tagen, jegliche Entsendung fremder Truppen auf irakischen Boden werde als "feindlicher Akt" angesehen und die vom Pentagon in Erwägung gezogenen US-Truppen im Irak abgelehnt. Im Zuge der von Washington angeführten Anti-IS-Koalition befinden sich seit dem vergangenen Jahr bereits tausende US-Militärberater im Irak.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...