Politik

Italienische Wirtschaft fordert sofortigen Stopp der Russland-Sanktionen

Die italienische Wirtschaft macht gegen neue EU-Sanktionen gegen Russland mobil. Der Unternehmerverband fordert einen sofortigen Stopp der Strafmaßnahmen. Die Sanktionen haben die italienische Wirtschaft besonders hart getroffen.
15.12.2015 16:49
Lesezeit: 1 min
Italienische Wirtschaft fordert sofortigen Stopp der Russland-Sanktionen
Ernesto Ferlenghi. (Foto: Confindustria Russia)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Eine Verlängerung der Sanktionen – wie von der EU geplant – wäre schrecklich für italienische Unternehmen, sagt Ernesto Ferlenghi, der Präsident der Confindustria Russia, dem Interessensverband italienischer Unternehmen in Russland, zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Am härtesten trifft es die italienischen Maschinenbauer und die Technologien zur Erdöl-Förderung. Ein gemeinsames Abkommen der europäischen Länder sei notwendig, um die Sanktionen zu stoppen.

Ferlenghi: „Wenn die Sanktionen um weitere sechs Monate verlängert werden, wäre dies furchtbar für die Unternehmen in Italien und ganz Europa.“

Die Sorge der italienischen Industrie hat Italien dazu veranlasst, die EU-Sanktionen nicht still und leise durchzuwinken, sondern beim Gipfel am Wochenende explizit zu diskutieren, welche Folgen die Strafmaßnahmen haben.

Am härtesten treffe es die Technologie und die Maschinenbauer: Sie seien die Hauptexportsektoren für Italien nach Russland. Vor allem jene Branche hat zu leiden, die Technologien nach Russland liefern, die für die Exploration von fossilen Brennstoffen aus tiefen Gewässern genutzt wird – etwa in der Arktis.

Noch stärker sei die Wirkung der finanziellen Einschränkungen, die die Sanktionen auf betroffene russische Banken und Unternehmen haben. Zudem leide der Export von Lebensmitteln nach Russland, da Moskau selber Gegensanktionen eingeführt habe.

Ein weiterer negativer Multiplikator sei die Abwertung des Rubels um bis zu 40 Prozent in Verbindung mit der Entwicklung des Erdölpreises. Dadurch verringern sich – auch aufgrund der hohen Zinssätze – die Investitionspläne von russischen Unternehmen und KMUs. „Italien verliert aus diesen Gründen massiv im Export“, so Ferlenghi.

Zudem profitiere China von den Sanktionen, da der Wettbewerb mit Peking steige. Mit den finanziellen Mitteln, die in China freigesetzt werden, würde Peking zu einem ernsthaften Wettbewerber, der die russischen Unternehmen anlocke. „Aber Russland ist Europa“, daher müsse gemeinsam eine Lösung gefunden werden. Ein gemeinsames Abkommen der europäischen Länder sei notwendig, um die Sanktionen zu stoppen.

Doch Ferlenghi bringt noch einen weiteren Aspekt ein: Vor allem aufgrund der geopolitischen Herausforderungen sei eine europäische Lösung notwendig: Russland spiele gerade eine wichtige Rolle für Europa und die ganze Welt, indem das Land gegen den IS in Nahen Osten kämpfe. „Wir können uns nicht im Kampf gegen den Terrorismus mit Russland verbünden, um dann Moskau weiter zu isolieren“. Italiens Regierung gebe sich gerade sehr viel Mühe, damit Russlands Rolle anerkannt werde. „Europa ohne Russland funktioniert nicht und Russland ohne Europa auch nicht.“

Schon vor Monaten hatte Romano Prodi, der ehemalige Präsident der EU-Kommission, Alarm geschlagen. Er warnte bereits im Frühjahr vor den verheerenden Folgen der Sanktionen für die italienische Wirtschaft.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
22.04.2025

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den...

DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold erreicht erstmals 3.500 Dollar
22.04.2025

Ein turbulenter Präsident, ein unter Druck stehender Notenbankchef – und Anleger, die das Vertrauen verlieren. Während Donald Trump...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen
22.04.2025

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA: Höchste Zahl an Firmeninsolvenzen seit der Finanzkrise
22.04.2025

Zinsdruck, Konsumflaute, Strukturprobleme: Immer mehr US-Unternehmen gehen pleite – ein wirtschaftlicher Selbstreinigungsprozess mit...

DWN
Politik
Politik Friedensgespräche in Sicht? Putin macht Ukraine Angebot
22.04.2025

Nach dem Oster-Waffenstillstand fordert der Kreml direkte Gespräche mit Kiew – ein diplomatisches Tauziehen beginnt.

DWN
Panorama
Panorama Papst Franziskus aufgebahrt: Vatikan nimmt Abschied
22.04.2025

Der Tod von Papst Franziskus markiert das Ende einer Ära im Vatikan. Während in der Kapelle seiner Residenz bereits der Abschied beginnt,...