Finanzen

Ölpreis: Experten erwarten Absturz auf 20 Dollar

Lesezeit: 2 min
21.01.2016 15:27
Es gebe wenig, was einen Ölpreis-Absturz auf 20 Dollar verhindern könne, so Ökonomen. Neben dem Überangebot erhöhen Spekulationen auf eine nachlassende Nachfrage den Druck.
Ölpreis: Experten erwarten Absturz auf 20 Dollar
Der WTI-Kurs der vergangenen fünf Tage. (Grafik: ariva.de)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aussicht auf ein weiter anschwellendes Überangebot hat die Anleger an den Öl-Märkten auch am Donnerstag beschäftigt. Zwar stabilisierten sich die Preise für Nordseeöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI nach dem Absturz vom Vortag etwas. Doch ein weiterer Absturz gilt als sehr wahrscheinlich. Es gebe wenig, was einen Absturz der Preise bis auf 20 Dollar verhindern könnte, sagte Hans van Cleef, Analyst bei ABN Amro in Amsterdam. Schließlich komme zu dem Überangebot auch die Spekulation auf eine nachlassende Nachfrage. Händler rechneten damit, dass die Preise noch am Nachmittag noch tiefer fallen werden, sollten sich die Öl-Bestände in den USA weiter erhöht haben.

Am Vormittag verbilligte sich Brent um bis zu zwei Prozent auf 27,29 Dollar je Barrel (159 Liter). Damit notierte der an den Finanzmärkten als richtungsweisend gesehene Terminkontrakt nur noch knapp über dem Vortagestief von 27,10 Dollar, was dem niedrigsten Stand seit November 2003 entsprach. WTI verlor 1,7 Prozent auf 27,87 Dollar. Wegen eines Kontraktwechsels war das US-Leichtöl am Mittwoch zeitweise schon unter 27 Dollar gerutscht. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis WTI noch einmal darunterfalle, erklärte ein Händler.

Erholungsversuche bei beiden Kontrakten scheiterten: Maximal legte Brent 1,6 und WTI 1,8 Prozent zu, ehe Verkäufe wiedereinsetzten.

Seit Jahresbeginn haben die Ölpreise über 25 Prozent verloren. Sollten sie sich bis Ende des Monats nicht erholen, wäre das der größte Monatsverlust seit dem Krisenjahr 2008. Eine technische Erholung halten viele Experten für überfällig. Doch bislang überwog die Tatsache, dass derzeit weltweit ein bis zwei Millionen Barrel am Tag mehr gefördert als verbraucht werden. Nach der Aufhebung von Sanktionen drängt nun auch Iran zurück auf die Ölmärkte. Das Land hatte angekündigt, seine Förderung massiv zu erhöhen. Auch Iraks Ölminister Adel Abdul Mahdi hatte in einem Reuters-Interview mitgeteilt, sein Land plane ebenfalls die Förderung zu erhöhen. Die Angst vor dem Verlust von Marktanteilen hat in diesem Jahr anders als früher eine Förderkürzung durch die Produzenten verhindert.

Zugleich dürfte die Nachfrage allein schon aus dem Nahen Osten, der unter dem Preisverfall besonders leidet, sinken. Aber auch China schwächelt, so dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA womöglich nicht so viel Öl in Zukunft brauchen wird wie noch vor kurzem angenommen.

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) verwies in ihrem in dieser Woche vorgestellten Bericht auch auf die milden Winter in der nördlichen Hemisphäre. Die Märkte könnten im Überangebot ertrinken, hatte die IEA erklärt. Andererseits vermuten einige Analysten, dass angesichts der niedrigen Preise die Nachfrage auch wieder anziehen könnte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...