Gemischtes

Freihandel mit Asien: US-Unternehmen fürchten Verlust von Arbeitsplätzen

Während europäische Unternehmen vor TTIP warnen, sorgen sich US-Firmen vielmehr wegen eines Freihandelsabkommens mit Asien: Dieses gefährde amerikanische Arbeitsplätze. Ford hat daher sogar angekündigt, sich komplett aus Japan zurückzuziehen.
01.02.2016 00:00
Lesezeit: 2 min

Ford Motors zieht sich komplett aus Japan und Indonesien zurück. Grund dafür ist das Asien-Pazifik-Freihandelsabkommen TPP. Die Marktbedingungen in den einzelnen Ländern machen es demnach schwer, den Umsatz zu steigern oder nachhaltige Gewinne zu erzielen.

„Japan ist die geschlossenste hochentwickelte Automobil-Wirtschaft der Welt, alle importierten Marken zusammen machen weniger als sechs Prozent an Japans jährlichem Neuwagenmarkt aus“, so Ford-Sprecher Neal McCarthy gegenüber dem US-Sender CNBC. In seiner jetzigen Form werde das 12-Nationen umfassende Trans Pacific Partnership (TPP) Handelsabkommen Fords Erfolgsaussichten in der Region alles andere als verbessern. Der US-Kongress will in diesem Jahr über den Pakt abstimmen.

Das TPP ist das pazifische Pendant zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und Europa. Während TTIP jedoch vor allem auf der europäischen Seite höchst umstritten ist, gibt es dagegen in den USA kaum Widerstand. Anders sieht es bei TPP aus: Die amerikanischen Unternehmen fürchten offenbar den Freihandel mit den Pazifik-Anreinerstaaten in Asien mehr als den Vertrag mit der EU. Insbesondere Ford hatte sich schon seit Monaten über die schlechten Bedingungen von TPP für US-Unternehmen beschwert und gesagt, das Abkommen gefährde amerikanische Arbeitsplätze. Die Ankündigung, sich deswegen jetzt endgültig aus der Region zurückzuziehen, kann also als Konsequenz des Protests gegen die US-Handelspolitik gelten. Ford wird die Länder noch vor Ende des Jahres verlassen.

Die betreffenden Märkte sind jedoch auch nicht so groß für den US-Autohersteller wie der EU-Markt und damit kein größerer Verlust. Im vergangenen Jahr verkaufte Ford nur 6.100 Autos und Lastwagen in Indonesien und nur 5000 in Japan, wo der Autobauer die Regierung seit langem beschuldigt, inländische Marken zu schützen. McCarthy zufolge erwarte man in den kommenden Jahren einen Rückgang der Autoverkäufe in Japan. Analysten schieben dies auf die alternde Bevölkerung und das sinkende Interesse junger Stadtbewohner an eigenen Autos. Indonesien war ohne lokale Fertigung ohnehin ein schwieriges Umfeld für Ford, trotz Neustrukturierung hat der Autobauer dort immer noch weniger als ein Prozent Marktanteil und „keine vernünftige Aussicht auf nachhaltige Profitabilität“, so der Sprecher.

In Europa hingegen ist Ford aktuell wieder profitabler und will sich dieses Jahr weiter steigern. Im zuvor lange defizitären Geschäft fiel im Gesamtjahr 2015 ein Vorsteuergewinn von 259 Millionen Dollar an. Es ist dort der erste Jahresgewinn seit 2011. Dieser geht zu einem großen Teil auf Fortschritte zum Jahresende zurück. Der Rivale der Opel-Mutter GM verwies neben Kostensenkungen auch auf verbesserte Marktbedingungen.

Als das TPP-Handelsabkommen im Jahr 2013 verhandelt wurde, sagte Fords Amerika-Präsident Joe Hinrichs, dass man dem japanischen Premierminister Shinzo Abe sagen sollte, den Automobilmarkt seines Landes zu öffnen. „Wir hoffen, dass die US-Regierung eine klare Botschaft sendet, dass alle künftigen Handelspolitik gegenüber Japan gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten muss und nicht auf Kosten der amerikanischen Arbeiter gehen darf“, so Hinrichs damals.

Auch andere Politiker beider US-Parteien haben das Abkommen kritisiert. Zwei Kongressmitglieder von den Demokraten beschuldigten nach Fords Asien-Rückzug ebenfalls den Handelsvertrag und seine fehlende Vorsorge gegen Währungsmanipulationen. „Unsere Regierung muss auf dem Weltmarkt für unsere Unternehmen genauso kämpfen wie das einige andere Länder tun“, so der Demokrat Dingel gegenüber dem US-Medium The Hill. Die Tinte sei noch nicht getrocknet da sehe man demnach bereits den Beweis dafür, „dass dieses massive Abkommen die amerikanischen Arbeiter ausverkauft und die erstaunliche Erholung des US-Automarkts zurückschraubt.“

Der amerikanische Handelsexperte Tim Brightbill sagte der CNBC, das TPP gut für die IT-Branche und Landwirtschaft sein könnte, dass die Produzenten etwa aus der Stahlbranche jedoch durch TPP nicht wirklich in die Märke vordringen könnten. Selbst große Unternehmen könnten teils dorthin nicht exportieren wegen der Handelsschranken, die es in vielen Ländern, darunter TPP Länder, gebe. „Für sie wäre es ein großer Gewinn, wenn sie ihre Produkte in diesen Märkten bekommen, aber sie befürchten, dass wir mit TPP zwar unseren Markt öffnen, aber dafür keine echte Marktöffnung in Ländern wie Korea, Japan, Malaysia und Vietnam sehen“, so Brightbill.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...

DWN
Politik
Politik Was sich im Mai ändert: Neue Namensregeln, schärferer Biomüll-Kurs und Abschied von Skype
20.04.2025

Im Mai 2025 kommen wichtige Änderungen auf Bürger zu: Neue Nachnamensregeln für Familien, strengere Biomüll-Kontrollen, digitale...

DWN
Finanzen
Finanzen Ride Them Out: Den richtigen Moment in der Börsen-Blasen-Strategie finden
20.04.2025

Die Finanzwelt steht immer wieder vor der Frage, wie man in turbulenten Zeiten richtig handelt. Dieser Artikel beleuchtet, warum es oft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abschottung statt Gastfreundschaft: Trumps zweite Amtszeit trifft Amerikas Tourismusindustrie
20.04.2025

Internationale Reisende meiden die USA – Fälle willkürlicher Festnahmen an den Grenzen häufen sich. Europas Touristen ziehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shell: Asien als Haupttreiber des LNG-Wachstums bis 2040
20.04.2025

Shell prognostiziert einen Anstieg des globalen LNG-Verbrauchs um 60 Prozent bis 2040, vor allem getrieben durch die steigende Nachfrage in...

DWN
Politik
Politik Asien-Investor: „Jetzt beginnt Trumps Schicksalsvierteljahr“
20.04.2025

Ein schwedischer Analyst in Vietnam sieht das Weiße Haus vor einem Finanzbeben – und erkennt zugleich geopolitische Chancen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Brücken sind marode – reicht eine Finanzspritze aus?
20.04.2025

Deutschlands Brücken sind in einem kritischen Zustand – ein aktuelles Beispiel ist die A100-Brücke in Berlin. Die sogenannte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...