Politik

Spekulanten wetten auf Zerfall der EU: Britisches Pfund stürzt ab

Lesezeit: 1 min
22.02.2016 17:17
Spekulanten haben sich das britische Pfund vorgenommen: Sie wetten auf einen Zerfall der EU. Unabhängig vom Ergebnis des Referendums steht eines schon fest: In den kommenden Monaten werden die Hedge Fonds mit zahllosen Wetten und Gegenwetten massive Profite machen. Die City of London gehört ebenfalls zu den Gewinnern der Brexit-Debatte.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Sorgen um einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens haben die Währung des Landes am Montag auf Talfahrt geschickt. Am frühen Nachmittag entsprach ein Pfund Sterling 1,4058 Dollar - das war der niedrigste Stand seit März 2009. Später erholte sich die Währung wieder etwas. Am späten Freitagabend hatten für ein Pfund noch 1,4392 Dollar bezahlt werden müssen.

Phasen politischer Unsicherheit sind immer goldene Zeiten für Hedge Fonds: Entweder sie können sich auf politische Insider-Informationen beziehen - dann sind ihre Wetten quasi die Lizenz zum Gelddrucken. Oder aber sie spekulieren und sichern ihre Wetten gleichzeitig ab ("hedging"), dann können sie praktisch bis zum Referendum Kasse machen - je nachdem, welche politische Sau gerade durchs britannische Dorf getrieben wird.

Großbritannien hat Erfahrung mit diesem Spiel: Schon im Jahr 1992 hatte George Soros versucht, das britische Pfund in die Knie zu zwingen - doch die Bank of England hielt dagegen und verteidigte die Währung. Heute sind interessanterweise zwei Investmentbanker an der Spitze der europäischen Zentralbanken: Sowohl Mario Draghi als auch Mark Carney (BoE) kommen von Goldman Sachs und verstehen daher die Mechanismen des Geschäfts.

Formal gibt es für dieses Casino-Verhalten immer scheinbar rationale Erklärungen: So schreibt Reuters, Hintergrund der Entwicklung am Montag seien Äußerungen des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson. Der konservative Politiker hatte sich am Sonntag auf die Seite derjenigen geschlagen, die den "Brexit", also das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, befürworten. Die Bürger des Landes sollen im Juni in einem Referendum über diese Frage abstimmen.

Tatsächlich gibt es aber auch einen realen Hintergrund: David Cameron hat im Hinblick auf die City of London ein durchaus "dialektisches Ergebnis" erzielt, wie ein deutscher Banker den Deutschen Wirtschafts Nachrichten erklärt. Die britischen Banken werden in jedem Fall profitieren: Sie bleiben Herr im eigenen Haus und ihrer eigenen Bankplätze, vor allem London, Edinburgh, Birmingham-Manchester. Sie haben weiter: eine eigene Währung, eine eigene Notenbank, eine starke eigene Aufsicht, die schon heute in der EBA das Sagen hat. Es gibt keine Fremdsteuerung des Geschäftes aus Brüssel und vor allem durch die EZB. Der Finanzplatz London kann seine komparativen Geschäftsvorteile wieder ungebremst nutzen. Mit dieser Aussicht lässt es sich faktisch risikolos spekulieren, vorausgesetzt, man hält sich an die Regeln, die man selbst gemacht hat.

Auch der britische Arbeitsminister Ian Smith in gegen den Verbleib in der EU. Sein Argument ist, dass die offenen Grenzen die Sicherheit in Europa gefährden. Dieses Gefühl könnte die Briten in der Tat verunsichern und in der Abstimmung unter Umständen sogar die entscheidende Rolle spielen.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Wirtschaft schwächelt: Geschäftsklima trübt sich ein, Insolenzen steigen rapide
24.06.2024

Dämpfer für die deutsche Wirtschaft. Das Geschäftsklima hat sich im Mai wieder eingetrübt und die Firmeninsolvenzen nehmen massiv zu....

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der Energiesicherheit in Zeiten geopolitischer Instabilität
24.06.2024

Unternehmen im Bereich Energiesicherheit sind aktuell stark gefordert. Sie müssen den Klimaneutralitätsplan bis 2025 verfolgen - trotz...

DWN
Politik
Politik Gesundheitssystem Umfrage: Deutsche immer unzufriedener
24.06.2024

Immer mehr Bürger kritisieren Missstände im deutschen Gesundheitswesen. Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass ein Großteil der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Grüner Wasserstoff: Chance und Risiko für die Dekarbonisierung Deutschlands
24.06.2024

Deutschland setzt auf grünen Wasserstoff als zentralen Bestandteil der Energiewende. Er soll Stromengpässe ausgleichen und die Industrie...

DWN
Politik
Politik Lagebericht: Die Ukraine attackiert Ziele auf der Krim, Russland erleidet Terroranschläge im Kaukasus
24.06.2024

Der gegenseitige Beschuss zwischen Russland und der Ukraine eskaliert weiter. Im russischen Kaukasus sterben viele Polizisten bei einer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Zollstreit um E-Autos: Peking und Brüssel wollen verhandeln
24.06.2024

Eine Eskalation im Handelsstreit um ist abgewendet, zumindest vorerst: Die EU und China wollen bezüglich Zöllen auf chinesische...

DWN
Immobilien
Immobilien Nachhaltige Stadtentwicklung: Die Rolle von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien
24.06.2024

Ende Mai wurde in weiten Teilen Deutschlands wieder eines deutlich: Die Klima-Herausforderungen werden immer größer. Welche...

DWN
Politik
Politik „Anarchokapitalist“ Milei trifft Scholz in Berlin: Viel Konsens, Streitpunkt Wirtschaftsreformen
24.06.2024

Nur 60 Minuten dauerte der Antrittsbesuch von Argentiniens exzentrischem Präsidenten bei Olaf Scholz in Berlin. Bei den Themen Ukraine und...