Die Deutsche Börse verkauft ihre US-Tochter ISE an die US-Technologiebörse Nasdaq. Der Preis für den Betreiber von drei Aktienoptionsbörsen sowie die ISE-Mutter U.S. Exchange Holdings betrage 1,1 Milliarden Dollar in bar, teilte das Frankfurter Unternehmen am Mittwochabend mit. Auf Konzernebene sei durch die Transaktion ein Veräußerungsgewinn im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich zu erwarten.
Der Verkauf kommt inmitten der Pläne der Deutschen Börse, mit dem Londoner Rivalen LSE zum mit Abstand größten Börsenbetreiber Europas verschmelzen zu wollen. Der Zusammenschluss hätte ein Volumen von gut 25 Milliarden Euro. Allerdings erwägt die US-Börse ICE ein Gegengebot.
Vorstandschef Carsten Kengeter erklärte zum Verkauf der ISE, die Deutsche Börse wolle in allen ihren Geschäftsbereichen die Nummer eins oder zwei werden. „Wo wir dieses Ziel nicht erreichen können, evaluieren wir andere Optionen.“ Die Beteiligungen an Bats Global Markets und an Digital Asset Holdings behalte die Deutsche Börse dagegen. Der Abschluss der Transaktion werde für die zweite Jahreshälfte 2016 erwartet.
Die Frankfurter hatten die International Securities Exchange (ISE) 2007 für knapp drei Milliarden Dollar gekauft, doch die damit verbundenen Hoffnungen erfüllten sich nie. Viele Banken handelten nach dem Ausbruch der Finanzkrise weniger und die ISE verlor kontinuierlich Marktanteile. Zudem bekam der Konzern keine Erlaubnis, Optionen auf wichtige US-Indizes aufzulegen. Die Frankfurter mussten den Buchwert der ISE in der Folge mehrmals nach unten korrigieren. Im vergangenen Jahr hat sich Ex-Chef Reto Francioni deshalb Insidern zufolge grundsätzlich bereit gezeigt, die ISE wieder zu verkaufen. Es meldete sich aber kein Interessent, der bereit war, einen für die Deutsche Börse akzeptablen Preis zu bezahlen.
Nasdaq-Chef Bob Greifeld erklärte, er habe schon seit Jahren Interesse an der ISE gehabt, die Gespräche mit der Deutschen Börse dazu hätten sich aber erst in den vergangenen drei Monaten entwickelt. Die Nasdaq baut mit dem Zukauf ihren Position als US-Markführer bei Optionsbörsen aus: Sie kommt künftig auf mehr als 40 statt bislang rund 25 Prozent des US-Handelsvolumens.