Politik

Flüchtlinge bereiten neue Route nach Italien vor

Nachdem die Balkan-Route dicht ist, suchen Schlepper andere Wege nach Europa. Sie beginnen damit, die Flüchtlinge von Griechenland und Afrika nach Italien zu transportieren.
14.03.2016 14:35
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Schlepper haben sich längst auf die Grenzschließungen entlang der Balkan-Route eingestellt. Der italienische Kriminologe Andrea Di Nicola befragte einen ukrainischen Schleuser in einem italienischen Gefängnis. „Wenn ihr Fluchtwege abschneidet, werden wir neue finden. Ihr zieht die Mauern um die Festung Europa höher? Wir erhöhen die Preise“, sagte der Schleuser dem Kriminologen. Italien befürchtet daher eine erneute Flüchtlingswelle, berichtet RP Online.

Die italienische Regierung will Soldaten nach Apulien verlegen und zwangsläufig Aufnahmeplätze einrichten. Von Albanien bis nach Italien sind es nur 45 Seemeilen (etwa 83,34 Kilometer). Die Beförderung der Flüchtlinge durch die Schlepper würde dann über die Straße von Otranto erfolgen. „Wir haben noch keine konkreten Hinweise darauf, dass diese Reisen wieder aufgenommen wurden, aber einen Verdacht, dass sie in diesen Tagen organisiert werden“, zitiert RP Online den Chef der italienischen Staatsanwaltschaft in Lecce, Cataldo Motta.

Vergangene Woche hat Italien damit begonnen, syrische Flüchtlinge einzufliegen (siehe Video am Anfang des Artikels), um ihnen den illegalen und gefährlichen Weg über die Schlepperrouten zu ersparen.

Die Schlepper haben verschiedene Alternativen. So könnten auch Frachter von der türkischen Südküste oder aus Nordwest-Griechenland Flüchtlinge bis nach Kalabrien schmuggeln. Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass sich die Flüchtlings-Krise nach weiteren Restriktionen auf der Balkan-Route nicht gelöst wird, sondern die Situation in Griechenland auf Italien erweitert.

Stratfor meldet für die Monate zwischen April und September eine zusätzliche Flüchtlings-Bewegung aus Afrika, der in Richtung Italien zieht. Stratfor wörtlich: „Die meisten dieser Menschen, die von Menschenhändlern begleitet werden, die wiederum einen Vorteil aus dem Chaos in Libyen ziehen, kommen aus Ländern wie Nigeria, Gambia, Guinea, Senegal, Somalia sowie Eritrea und suchen nach wirtschaftlichen Möglichkeiten in Europa. Bei diesen Migranten ist die Wahrscheinlichkeit für die Qualifikation zur Erhaltung eines Asylstatus geringer als bei den Migranten, die in Griechenland ankommen, von denen viele aus Kriegsgebieten wie Syrien, Irak und Afghanistan kommen. Außerdem hat die EU in Libyen kein politisches Gegenstück, um Maßnahmen für die Migration auszuhandeln, wie sie es mit der Türkei tut.“

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz ist sich dieser Gefahr bewusst. „Wir werden daher alles, was wir jetzt an der Westbalkanroute tun, auch entlang der Italien-Mittelmeer-Route tun müssen, damit klar ist, die Zeit des Durchwinkens der Flüchtlinge nach Mitteleuropa ist vorbei – egal auf welcher Route“, zitiert ihn die SZ.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...