Politik

Schwere Panne: Terrorist reiste trotz Warnung ungehindert durch Europa

Lesezeit: 1 min
24.03.2016 23:49
Im Fall eines der Brüsseler Terroristen kommen schwere Pannen der Sicherheitsbehörden ans Licht: Der Mann wurde im Juli 2014 in die Niederlande ausgewiesen. Die türkischen Behörden schickten einen Vermerk an die niederländische Botschaft. Auch die Belgier wussten seit Monaten, dass der Verdächtige wieder in Europa ist.
Schwere Panne: Terrorist reiste trotz Warnung ungehindert durch Europa
Die belgische Polizei veröffentlichte dieses Foto von einer Überwachungskamera. Es soll drei Verdächtigte am Flughafen von Brüssel Zaventem zeigen. (Foto: BELGA PHOTO/BELGIAN FEDERAL POLICE)

Einer der Selbstmordattentäter vom Brüsseler Flughafen, Ibrahim El Bakraoui, ist von der Türkei am 14. Juli 2015 in die Niederlande ausgewiesen worden. Die türkischen Behörden hätten ihn gemeinsam mit einem nicht genannten Deutschen in ein Flugzeug von Istanbul nach Amsterdam gesetzt, teilte der niederländische Justizminister Ard van der Steur am Donnerstagabend in einem Brief an das Parlament in Den Haag mit.

Die Niederlande wurden nach eigenen Angaben nicht über den Grund der Ausweisung informiert. Die türkischen Behörden hätten die niederländische Botschaft in Ankara am 14. Juli in einer Email informiert. Über dem Bericht steht «Very Urgent», aber näher Angaben würden nicht gemacht. Diese Erklärung erscheint Beobachtern absolut unglaubwürdig: Keine Email mit einem solchen Betreff wird ohne Inhalt versandt.

El Bakraoui hatte nach Angaben des Justizministers keinerlei Bezug zu den Niederlanden. Zu dem Zeitpunkt sei er auch nicht in den Datenbanken der niederländischen und internationalen Ermittler registriert gewesen. Es habe daher keinerlei Grund gegeben, ihn festzunehmen.

El Bakraoui war 2010 in Belgien zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden und vorzeitig freigekommen - offenbar trotz negativer Beurteilung der Gefängnisdirektion. Hätte er seine Strafe vollständig absitzen müssen, wäre er heute noch in Haft. Stattdessen wurde er im Juni 2015 an der türkisch-syrischen Grenze aufgegriffen und danach ausgewiesen.

Belgien ist laut Justizminister Koen Geens im vergangenen Jahr sehr spät von der Türkei über die Ausweisung des Terrorverdächtigen Ibrahim El Bakraoui informiert worden. «Wir wurden erst gewarnt, nachdem das Flugzeug (mit El Bakraoui) in Schiphol gelandet war», sagte Geens am Donnerstagabend mit Blick auf den niederländischen Flughafen in der Nähe von Amsterdam. Geens sprach laut dpa am Rande eines Krisentreffens mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel. Immerhin: Diese Warnung erfolgte Monate, bevor es zu den Anschlägen in Brüssel gekommen ist.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...