Die Folgen des Ölpreis-Verfalls wirken sich zunehmend auf die Binnenkonjunktur Saudi-Arabiens aus. Saudische Verbraucher haben im Februar erstmals seit mindestens fünf Monaten weniger Geld von Konten abgehoben und ausgegeben, wie laut Bloomberg aus einer Mitteilung der Zentralbank vom Montag hervorgeht. Dies führte dazu, dass die im Umlauf befindliche Geldmenge M3 zum ersten Mal seit Beginn der Messung durch Bloomberg im Jahr 2000 zurückging. Analysten deuten dies als Zeichen dafür, dass sich der von den tiefen Ölpreisen ausgehende Druck auf den Staatshaushalt und die Wirtschaft des Landes langsam auch in der Bevölkerung bemerkbar macht.
„Die Daten spiegeln ein geschwächtes Verbrauchervertrauen wider. Die Ölpreise bleiben trotz der Erholungsbewegung vom Februar und März weiterhin niedrig und die verfügbaren Einkommen sind im laufenden Jahr unter Druck. Eine Erholung des Konsums ist 2016 unwahrscheinlich“, sagte ein von Bloomberg zitierter Analyst. Abhebungen von Bargeld sanken im Februar um rund 8 Prozent. Auch Geldtransaktionen gingen im Jahresvergleich im Februar zurück.
Auch die Devisenreserven der saudi-arabischen Zentralbank gingen im Februar um rund 9 Milliarden Euro zurück. Deren Umfang ist im internationalen Vergleich zwar immer noch bedeutend, seit Monaten jedoch sind hohe Abflüsse zu verzeichnen, die den Staatshaushalt unter Druck bringen. Im vergangenen Jahr hatte das Land ein Haushaltsdefizit von rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.
Zwar stieg die Kreditvergabe an private Geschäftsbanken an, es dürfte sich der Einschätzung von Experten zufolge dabei aber nur um ein kurzfristiges Phänomen handeln. „Der Anstieg der Kreditvergabe deutet nicht auf ein Wachstum der Volkswirtschaft hin. Tatsächlich ist die Anzahl der Projekte deutlich gesunken. Insgesamt beobachten wir, dass sich die Einsparungen der Regierung negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken“, sagte eine Analystin der Abu Dhabi Commercial Bank.
Der Verfall der Ölpreise wurde von dem weltgrößten Exporteur des Rohstoffes seit Ende 2014 bewusst in Kauf genommen, um die aufstrebende Fracking-Industrie in den USA zu behindern. Mittlerweile zeigen sich jedoch immer mehr schädliche Nebenwirkungen dieser Strategie. Erst kürzlich wurde bekannt, dass das Land im vergangenen Jahr in wichtigen Zielländern seiner Exporte Marktanteile eingebüßt hat.
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