Politik

Panama Papers: Europäische Banken im Visier der Aufsicht

Lesezeit: 2 min
04.04.2016 22:02
Hunderte europäischer Banken werden von der Aufsichtsbehörden über ihre Verwicklungen in Offshore-Praktiken in Panama befragt. Die Enthüllung dürfte etlichen Banken Probleme bereiten: Es geht um Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mehr als 500 Banken beziehungsweise deren Töchter haben laut dem Recherchenetzwerk ICIJ über die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca für ihre Kunden Briefkastenfirmen in Steueroasen registrieren lassen. Allein die HSBC bringt es demnach auf 2.300 solcher Briefkastenfirmen, auch die Credit Suisse und die UBS aus der Schweiz, die Société Générale aus Frankreich und die isländische Landsbanki orderten laut ICIJ jeweils hunderte Briefkästen für ihre Kunden. Insgesamt wurden fast 15.600 Briefkastenfirmen von den 500 Banken eingerichtet.

Zahlreiche Geldhäuser haben ihren Kunden laut Süddeutscher Zeitung geholfen, über die Kanzlei Mossack Fonseca Scheinfirmen in dem mittelamerikanischen Land zu gründen. Auf diese Weise seien dann Steuern hinterzogen und Schwarzgelder gewaschen worden. Die Bankenaufseher in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Spanien und in Schweden kündigten am Montag an, die Rolle heimischer Institute bei solchen Geschäften zu überprüfen, wie Bloomberg berichtet. Das Gleiche will auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin tun, wie eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Die Bonner Behörde selbst äußerte sich dazu nicht.

Laut SZ waren viele Institute aus der Bundesrepublik dabei behilflich, Gelder ins Steuerparadies Panama zu verschieben. So sollen die ist Berenberg Bank in Hamburg gewesen und die Deutsche Bank in den Datensätzen aufscheinen.

Berenberg erklärte, ihre Schweizer Niederlassung führe "wie viele andere Banken auch Konten für Offshore-Gesellschaften". Die Privatbank wisse, wer hinter den Konten stehe. Alle Gesetze und Compliance-Regeln würden eingehalten. Das hätten unabhängige Prüfer bestätigt.

"Wir sind uns der Bedeutung dieser Angelegenheit vollkommen bewusst", sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Deutschlands größtes Geldhaus habe seine Verfahren zur Annahme von Kunden verbessert. Alle relevanten Gesetzen und Regularien würden befolgt.

Deutschlands größte Landesbank LBBW hat nach eigenem Bekunden keine Anhaltspunkte dafür, dass der Konzern in solche Geschäfte verwickelt war. Für die ehemalige Tochter Landesbank Rheinland-Pfalz International, deren Privatkundengeschäft 2010 verkauft wurde, könne man das jedoch nicht ausschließen. Einer Luxemburger Tochter der Commerzbank haben Ermittler bereits vor einiger Zeit vorgeworfen, Kunden geholfen zu haben, ihr Geld über Konten in Luxemburg und Briefkastenfirmen in Panama vor dem Finanzamt zu verbergen. Die zweitgrößte deutsche Bank verständigte sich Ende 2015 mit der Staatsanwaltschaft Köln auf ein Bußgeld von 17 Millionen Euro. Das Verfahren sei eingestellt worden, sagte ein Commerzbank-Sprecher. "Das Thema ist für uns abgeschlossen."

Bei einem Anwalt, der Konzernen bei internen Ermittlungen hilft, "schrillen die Alarmglocken", wenn er auf Zahlungen an Konten in Panama oder auf den Cayman Islands stößt. "Wenn die Firma dort kein operatives Geschäft hat, ist das höchst verdächtig", sagte er Reuters. Häufig würden so illegale Gelder gewaschen oder Schmiergeldzahlungen abgewickelt. Banken seien dafür mitverantwortlich, wenn sie Kunden bei der Gründung von Briefkastenfirmen behilflich seien. Zudem seien sie verpflichtet, den Behörden verdächtige Geschäfte zu melden.

Der deutsche Privatbankenverband BdB erklärte, er verurteile jede Form von Steuerhinterziehung und Geldwäsche. "Wer gegen das Gesetz verstößt, muss belangt werden." Dies müsse aber im Einzelfall geprüft werden, auch in Panama. "Pauschale Vorverurteilungen helfen nicht weiter."

Australien leitet als erstes Land Untersuchungen in Zusammenhang mit den Panama Papers ein. Auch Großbritannien will die Daten haben, um Steuerflüchtige zu erfassen. In diesem Zusammenhang fürchten internationale Politiker, dass ihre intransparenten Finanz-Geschäfte aufgedeckt werden könnten.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Neue EU-Verpackungsverordnung bedroht Lieferketten: Fehlende Mehrweglösungen und rechtliche Unsicherheiten
13.09.2024

Die Transformation zu einer scheinbar grüneren Welt ist in vollem Gange. Eifrig werden Gesetze kreiert, die uns von Umweltsünden der...

DWN
Politik
Politik EU-Ministertreffen in Ungarn: Nur ein Drittel nimmt teil
13.09.2024

Wie sollte man auf die Provokationen von Ungarns Premierminister Viktor Orban reagieren? Die EU-Mitgliedsstaaten sind sich uneins. Nach...

DWN
Politik
Politik Etatberatung im Bundestag: Wohlfeile Ratschläge aus der Schweiz zur Sicherheitslage
13.09.2024

Die Schweizer "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) schreibt auf Deutsch - und zumeist Klartext. Manche Leser könnten glauben, es handelt es sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nach Kritik: Bahn kassiert Pläne für höhere Schienenmaut
13.09.2024

Ab 2026 wollte die Deutsche Bahn die Trassenpreise deutlich erhöhen, im Nahverkehr um 23,5 Prozent, im Fern- und Güterverkehr ebenfalls...

DWN
Technologie
Technologie Neues KI-Modell von OpenAI für komplexe Aufgaben
13.09.2024

OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat ein neues KI-Modell vorgestellt, das in der Lage ist, komplexere Aufgaben als frühere Chatbots zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handelsregistergebühren sollen kräftig steigen – eine weitere teure Belastung für Unternehmen!
13.09.2024

Das Bundesjustizministerium will die Gebühren für den Handelsregistereintrag um 50 Prozent erhöhen. Ein besserer Kostendeckungsgrad soll...

DWN
Panorama
Panorama Bundesverfassungsgericht: Zustimmung zur geplanten Reform
13.09.2024

Ein breites Parteienbündnis setzt sich dafür ein, die Widerstandskraft des Bundesverfassungsgerichts zu stärken. Dies geschieht vor dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Störung bei Kartenzahlungen: Leider kein Einzelfall - was wirklich passiert ist
13.09.2024

Über mehrere Stunden hinweg war das System für Kartenzahlungen in Deutschland betroffen, bevor am Donnerstag-Nachmittag Entwarnung...