Neue Kämpfe an mehreren Fronten um die Stadt Aleppo haben die fragile Waffenruhe für Syrien und die Friedensverhandlungen in Frage gestellt. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, beklagte zudem ernsthafte Schwierigkeiten bei der humanitären Versorgung der Bevölkerung in dem Bürgerkriegsland.
Bewaffnete „Oppositionelle“ und Kämpfer der Terror-Miliz ISIS lieferten sich am Donnerstag Bodenkämpfe um die Kontrolle einzelner Gebiete der Provinz Aleppo.
ISIS hat am Donnerstagabend im Norden der Provinz Aleppo Hawar Killis und mehrere Dörfer von der pro-türkischen Freien Syrischen Armee (FSA) und der al-Nusra-Miliz eingenommen, die direkt an der Grenze zur Türkei liegen. Dieser Vorstoß von ISIS hat dazu geführt, dass die Gebiete der pro-türkischen Söldner gespalten wurden. Die Verbindung zwischen den FSA-Gebieten im Nordosten und im Nordwesten wurde somit von ISIS gekappt, berichtet die International Business Times. Besonders intensiv waren demnach die Kämpfe bei Handarat, einem bergigen Gebiet entlang einer Straße, die aus dem von der FSA und der al-Nusra-Miliz kontrollierten Stadtgebiet nach Norden führt.
Almasdar News meldet, dass auch in der Stadt Aleppo selbst heftige Kämpfe ausgebrochen seien.
Der IS meldet den Abschuss eines syrischen Kampfjets, wofür allerdings keine Bestätigung vorliegt. Die Meldung vom Abschuss einer russischen Maschine wird von Moskau dementiert, nachdem dies von einer Website aus Katar behauptet worden war:
#SYRIA Rus MoD: Message about alleged Russian #ASF aircraft downed by ISIS near #Raqqah is informational provocation t.co/o3zPufbGGW
— Минобороны России (@mod_russia) April 14, 2016
Zeitgleich greift auch die russische Luftwaffe und die syrische Armee (SAA) die FSA und die al-Nusra-Milizen im Norden von Aleppo an. Die Luftschläge sollen massiv sein. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP im Ostteil Aleppos berichtete, die Einschläge der Luftangriffe seien den ganzen Tag über zu hören gewesen, die Stadt selbst sei aber nicht getroffen worden.
In Washington zeigte sich ein ranghoher Regierungsvertreter „sehr besorgt über Informationen über eine Offensive bei Aleppo“. Dadurch könne die Waffenruhe brechen, die fast sieben Wochen gehalten habe, zuletzt aber „unter zunehmendem Druck“ gestanden habe, sagte er AFP. Der US-Vertreter forderte Russland erneut auf, „jede provokative Handlung in Syrien zu unterlassen“.
Unterdessen sagte der UN-Sondergesandte Mistura in Genf, die zuständige Arbeitsgruppe sei „frustriert“ und „enttäuscht“ vom Stand der Hilfslieferungen in besetzte Gebiete im Syrien-Konflikt. Es sei bislang nicht gelungen, Konvois in die Orte Duma, Daraja und Harasta zu schicken. Für andere Orte wie Sabadani, Kefraja und Fua müsse noch mehr getan werden.
Indes sei es dem Welternährungsprogramm (WFP) gelungen, drei Ladungen an Hilfsgütern in die Stadt Deir Ezzor zu bringen, wo mehr als 200.000 Menschen eingeschlossen sind. Die Stadt wird von ISIS belagert.
Von Damaskus habe er außerdem die Zusage erhalten, Medikamente verteilen zu dürfen, sagte der UN-Gesandte. De Mistura äußerte sich am Rande der Friedensgespräche für Syrien, die am Mittwoch unter UN-Vermittlung in Genf wieder aufgenommen worden waren.
In Syrien gilt seit Ende Februar eine Waffenruhe, von der jedoch Angriffe auf Extremisten wie ISIS sowie die al-Nusra-Miliz ausgenommen sind.
Besonders in der Provinz Aleppo waren die Kämpfe zwischen pro-türkischen Söldnern und Milizen der FSA und ISIS-Kämpfern nahe der Grenze zur Türkei in den vergangenen Tagen wieder heftiger geworden (mehr dazu hier). Saudi-Arabien hatte zuvor damit gedroht, islamistische Söldner mit Boden-Luft-Raketen auszustatten, damit diese Jets der Syrer und Russen abschießen können.
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