Viele Bürger sind verunsichert, ob ihre Familienangehörigen in deutschen Pflegeeinrichtungen wirklich qualitativ gut versorgt werden. Das geht aus einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) hervor. 70 Prozent der über 2.000 Befragten glauben, dass sich die Pflegequalität je nach Einrichtung sehr stark unterscheidet. Als möglichen Grund für fehlende Qualität gaben 71 Prozent fehlendes Personal und daraus resultierende Arbeitsüberlastung als Hauptursache für Missstände verantwortlich.
„Den mit Abstand größten Verbesserungsbedarf schätzen die Befragten im Bereich der persönlichen Zuwendung und Kommunikation, für die aus ihrer Sicht mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte“, so die Studie. Mehr als vier Fünftel geben dies aber als sehr wichtigen Aspekt für die Entscheidung für eine Pflegeeinrichtung an. „Wenn es um den Patientenschutz von Pflegebedürftigen geht, geben die meisten Befragten Medikamentensicherheit (74 Prozent), Hygiene (63 Prozent) und Schmerzmanagement (53 Prozent) als die wichtigsten Aspekte an.“ Erst kürzlich gab es erneut Berichte darüber, dass in einigen Pflegeeinrichtung auch vermehrt zu Tranquilizern gegriffen wird. Das soll die zu Pflegenden ruhig stellen und die Arbeitsbelastung des Personals reduzieren. Nicht selten werden Ruhigsteller so regelmäßig verschrieben, dass sogar eine Abhängigkeit entsteht.
Zwar sucht die Mehrheit bei der Auswahl einer möglichen Pflegeeinrichtung gern gesicherte Informationen über die Qualität von professionellen Pflegeangeboten, doch gleichzeitig würden sich derzeit nur sehr wenige Befragte bei der Auswahl einer ambulanten oder stationären Einrichtung gerne auf offizielle Bewertungen (5 Prozent) stützen wollen. Selbst Pflegenoten, die eingeführt wurden, um Verbrauchern bei der Beurteilung der Pflegequalität verlässlich zu helfen, erscheinen den Bürgern als wenig glaubhaft. „Von denjenigen, die Pflegenoten kennen, meint weniger als ein Viertel (22 Prozent), dass Noten verlässliche Informationen über die Pflegequalität bieten.“ Und 50 Prozent aus dieser Gruppe halten notenbasierte Bewertungen im Bereich Pflege generell für ungeeignet.
„Unsere Ergebnisse untermauern, dass wir Pflegebedürftige und ihre Nächsten aber auch die in der Pflege Tätigen bei der Darstellung von Pflegequalität mehr als bisher ernst nehmen müssen“, sagt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Transparenzversprechen dürften keine Mogelpackung sein. Der derzeit laufende Reformprozess sei eine Chance, nun ein belastbares Bewertungs- und Darstellungssystem zu liefern. „Es ist zugleich eine Pflicht, den Nutzern aber auch den Erbringern von Pflegeleistungen aus einer Vertrauenskrise in das Transparenzsystem zu helfen“, so Suhr.
Gerade im Bereich der Pflege, das zeigt die Umfrage, setzen die Bürger wieder auf Mundpropaganda. Freunde und Bekannte, die selbst Erfahrungen mit Pflegeeinrichtungen gemacht haben, werden von der Mehrheit als verlässliche Informationsquelle angesehen. Im Dezember 2013 waren in Deutschland 2,63 Millionen Menschen pflegebedürftig nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Gleichzeitig gab es 13.000 zugelassene voll- bzw. teilstationäre Pflegeheime.
Zuletzt kam die Pflege hinsichtlich massiven Abrechnungsbetrugs erneut in die Negativschlagzeilen. Aus diesem Grund wollen die Gesundheitsminister der Länder und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung über eine eventuelle Verschärfung der Kontrolle beraten. „Ich glaube, es gibt einen ganz klaren Hinweis, dass der Gesetzgeber den Krankenkassen die Möglichkeit geben müsste – und dafür auch eine gesetzliche Grundlage schafft –, dass wir auch bei häuslicher Krankenpflege, insbesondere wenn sie in Kombination mit Leistungen der Pflegeversicherung auftaucht, ein unangemeldetes Prüfrecht bekommen“, sagte der Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, dem BR. „Weil nur so hat man überhaupt eine Chance, solche Machenschaften aufzudecken und zu unterbinden."
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