Politik

Viele junge Syrer können Familien nur ernähren, wenn sie Söldner werden

Lesezeit: 2 min
05.05.2016 01:22
Perspektivlosigkeit und Armut treiben junge Männer in Syrien in die Arme von Extremisten-Milizen. Weil die Wirtschaft wegen des Krieges zerstört ist, ist der Beruf des Söldners für viele Syrer die einzige Chance, ihre Familien zu ernähren. Regional- und Großmächte finanzieren in Syrien zahlreiche Privat-Armeen.
Viele junge Syrer können Familien nur ernähren, wenn sie Söldner werden

Mehr zum Thema:  
Syrien >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Syrien  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Notwendigkeit, den eigenen grundlegenden Lebensunterhalt zu verdienen, einen Lebenssinn und Würde zu erlangen und der Glaube an eine moralische Pflicht, um sich zu schützen, zu rächen oder zu verteidigen sind die wichtigsten Faktoren, warum sich junge Syrer extremistischen Gruppen anschließen.

Das geht aus einer aktuellen Studie des NGOs International Alert hervor. Heranwachsende Jungen und junge Männer zwischen zwölf und 24 Jahren wurden neben Kindern und jungen Erwachsenen, die nicht im Bildungswesen integriert sind, Binnenvertriebene sind oder sich auf der Flucht befinden und keine unterstützenden Familienstrukturen oder Netzwerke haben, gelten als die gefährdetsten Gruppen für einen Prozess der Radikalisierung.

Aus diesen Gruppen rekrutieren islamistische Milizen, wie die al-Nusra-Front oder ISIS-ihren Nachwuchs. Die Studie zeigt auch, dass der Zusammenbruch des Bildungssystems in Syrien, der über zwei Millionen Schulkinder umfasste, dazu beigetragen hat, dass die jungen Menschen sich extremistischen Gruppen anschließen. Das Vakuum, welches der Zusammenbruch des Schulsystems geschaffen hat, wird von Extremisten-Gruppen gefüllt, die eine zutiefst spalterische und sektiererische Erziehung ihrer Rekruten verfolgen.

„Bewaffnete Gruppen rekrutieren Kinder und junge Menschen aus Syrien und den Nachbarländern mit einer alarmierenden Geschwindigkeit“, so Rebecca Crozier von International Alert.

Die Mitgliedschaft in einer Extremisten-Organisation in Syrien dient unter anderem dazu, den finanziellen Unterhalt zu sichern. „Zu Beginn des Syrien-Konflikts gab es eine Fluktuation bei den Mitgliedschaften in bewaffneten Gruppen. Die Menschen wechselten – und wechseln immer noch – zwischen den Gruppen. Je nach dem, wie viel ihnen angeboten wird. Die Menschen sind nicht wählerisch. Es geht nur ums Geld“, sagte ein junger Syrer der NGO.

„Die wirtschaftliche Situation für junge Männer in Syrien ist schlecht. Sie können ihr Überleben nur sichern, wenn sie sich einer militärischen Gruppe anschließen, um ein Gehalt zu bekommen oder sich an Raubaktionen zu beteiligen“, berichtet ein Syrer aus Idlib.

Faktisch betätigen sich die jungen Syrer als Söldner von diversen bewaffneten Gruppen. Doch in Syrien kämpfen sowohl auf Seiten der Regierung als auch auf Seiten der „bewaffneten Opposition“ Söldner aus aller Welt. In Saudi Arabien werden Spenden von wohlhabenden arabischen Scheichs gesammelt, um den Krieg gegen Syrien zu finanzieren. ISIS besteht aus 7.000 bis 12.000 Mann, wovon 3.000 Ausländer sein sollen. Zahlreiche der Ausländer kommen aus Europa, berichtet The Telegraph.

ISIS lockt potentielle Kämpfer mit Geld. „Sie boten mir 1500 US-Dollar im Monat [das Fünffache des durchschnittlichen syrischen Gehalts] sowie ein Auto, ein Haus und alle Kameras die ich brauchte (…). Die Ausrüstung, die sie dort hatten, war erstaunlich“, zitiert die Financial Times einen ehemaligen IS-Kämpfer. Der religiöse Aspekt als Motivationsquelle spielt hierbei eine zweitrangige Rolle.

Der der Frontverlauf in Syrien und im Irak ist oftmals undurchsichtig, weil zahlreiche internationale Privat-Armeen an den Konflikten beteiligt sind, indem sie unter Vertrag stehende Privat-Soldaten entsenden.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Syrien >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...