Politik

Fußball-EM: Deutschland gewinnt 2:0 gegen die Ukraine

Lesezeit: 3 min
12.06.2016 22:55
Deutschland hat das erste Spiel bei der Fußball-EM gegen die Ukraine gewonnen. Die Ukrainer waren in der ersten Halbzeit überlegen, in der zweiten Hälfte kontrollierten die Deutschen das Spiel jedoch souverän.
Fußball-EM: Deutschland gewinnt 2:0 gegen die Ukraine

Mehr zum Thema:  
Sport >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Sport  

Ein überglücklicher «Kurzarbeiter» Bastian Schweinsteiger war nach seinem langen Jubellauf völlig außer Atem und zeigte immer wieder den Daumen in Richtung der jubelnden deutschen Fans. Auch bei Manuel Neuer und Co. war die Erleichterung groß, nachdem der Weltmeister die erste Etappe seiner Tour de France mit großer Mühe gewonnen hatte. Denn beim 2:0 (1:0) zum EM-Auftakt gegen Außenseiter Ukraine am Sonntag in Lille traten bei der DFB-Auswahl noch große Probleme in der Abwehr auf, Nationaltorhüter Neuer musste mit mehreren Glanzparaden die makellose Bilanz von Bundestrainer Joachim Löw in Auftaktspielen und die erste Tabellenführung in Gruppe C retten.

Die Treffer vor 43 035 Zuschauern im Stade Pierre Mauroy erzielten ausgerechnet Shkodran Mustafi (19. Minute) und Schweinsteiger (90.+2). «Es ist unglaublich, dass es so etwas gibt. Ich habe gerade einmal 300 Spielminuten in den Knochen, dann passiert so etwas», sagte Schweinsteiger, der zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Schlusspunkt setzte und sich eigentlich noch im Formaufbau für höhere Aufgaben befindet.

«Es war eigentlich gar nicht geplant, dass er soweit vorne auftaucht. Er sollte für Absicherung sorgen», meinte Bundestrainer Joachim Löw und lobte seinen Kapitän: «Das zeigt, wie wichtig er von seiner Persönlichkeit und Erfahrung her für die Mannschaft ist. Das ist goldwert.»

Auch das Tor von Mustafi hatte eine besondere Note. Der Verteidiger des FC Valencia war erst durch die Verletzungen von Mats Hummels (Muskelfaserriss) und Antonio Rüdiger (Kreuzbandriss) in die erste Elf gerückt und erzielte in seinem elften Länderspiel das erste Tor. «Es freut mich, ein Tor zu erzielen. Es war aber wichtig, gut ins Turnier zu starten. Es war zum Teil ein offenes Spiel, was wir nicht wollten.»

Damit gewann die deutsche Mannschaft auch ihr fünftes Auftaktspiel bei einem großen Turnier unter Löw, was stets ein gutes Omen war und mindestens ins Halbfinale führte. Bis zum zweiten Gruppenspiel am Donnerstag (21.00 Uhr) gegen Polen ist eine Steigerung nötig. «In der ersten Halbzeit war ich nicht in diesem Maße zufrieden, wie ich es in der zweiten Halbzeit war», meinte auch Löw.

Insbesondere in der Defensive leistete sich der mit zehn Helden von Rio angetretene Mitfavorit viele Wackler, mitunter verlor die Hintermannschaft um Abwehrchef Jérôme Boateng vor allem in den ersten 45 Minuten gar die Orientierung. Das Offensivspiel funktionierte da schon besser. Spielgestalter Toni Kroos war die ordnende Hand und leitete viele Angriffe ein.

Die Problemzone bleibt allerdings die Hintermannschaft, die Löw schon in der Vorbereitung durch die Ausfälle von Hummels und Rüdiger Sorgen bereitet hatte. Und der Puls des Bundestrainers dürfte in der ersten Halbzeit einige Male in die Höhe geschnellt sein. Schon in der vierten Minute musste Neuer bei einem Schuss von Jewgeni Konopljanka sein ganzes Können aufbieten, nachdem Mustafi den Ball vertändelt hatte. Erwartungsgemäß hatte Mustafi den Platz in der Innenverteidigung neben Boateng erhalten, weil Löw auf der Außenbahn Benedikt Höwedes nicht nach innen ziehen wollte.

Neuer hatte die deutsche Elf als Kapitän für den noch nicht fitten Bastian Schweinsteiger auf das Feld geführt. Und Neuer stand noch weitere Male im Mittelpunkt - öfter als ihm lieb gewesen wäre. Wie etwa in der 27. Minute, als er einen Kopfball von Jewgeni Chatscheridi parierte. Die größte Chance im ersten Durchgang besaß allerdings Konopljanka, dessen verunglückter Schuss von Boateng artistisch noch auf der Torlinie geklärt wurde. Wie knapp es war, zeigte die erstmals bei einer EM zum Einsatz kommende Torlinientechnik «Hawk Eye».

Chancen hatte aber auch der dreimalige Europameister. Julian Draxler (4.), der nach seiner guten Vorbereitung erneut das Startelfmandat auf links erhielt, und Jonas Hector (12.) gaben erste Warnschüsse auf das ukrainische Tor ab. So war die deutsche Führung sieben Minuten später zu diesem Zeitpunkt gar nicht unverdient. Ein Freistoß von Kroos landete haargenau auf dem Kopf von Mustafi, womit die deutsche Standard-Stärke von der WM 2014 gleich wiederbelebt wurde. Dazu besaß Sami Khedira nach erneut starkem Pass eine weitere Großchance, als der Juventus-Akteur an Andrej Pjatow scheiterte.

Im Gegensatz zu Kroos kam Mesut Özil, bei dem Löw eine «überragende Verfassung» ausgemacht hatte, kaum zur Entfaltung. Auch Mario Götze, der als sogenannte «falsche Neun» den Vorzug vor Mario Gomez erhalten hatte, konnte sich gegen die robusten Innenverteidiger kaum in Szene setzen und wirkte in seinen wenigen Szenen zu unentschlossen.

Nach der holprigen ersten Halbzeit kam die DFB-Auswahl geordneter aus der Kabine und versuchte zunächst mit Distanzschüssen ihr Glück. Ein Schuss von Kroos streifte das Lattenkreuz (52.), bei Khedira war erneut Pjatow zur Stelle. Die Ukrainer kamen kaum noch zu Chancen. Einzig als Mustafi «mithalf», wurde es brenzlig. Der Verteidiger köpfte in der 88. Minute über Neuer hinweg fast ins eigene Tor. Kurz vor Schluss durfte auch noch Schweinsteiger auf seinem Weg zurück ins Team einige Minuten EM-Luft schnuppern und sich gleich als Torschütze feiern lassen.

Zu kleineren Zwischenfällen war es vor dem Spiel gekommen, als 40 deutsche Hooligans auf ukrainische Fans losgegangen waren. Zwei Personen sollen dabei leicht verletzt worden sein. Es hatte einen Beigeschmack, zumal auf der Tribüne der französische Gendarm Daniel Nivel auf Einladung des DFB saß. Nivel war bei der WM 1998 von deutschen Hooligans schwer verletzt worden.

Der Weltmeister besitzt dadurch bereits eine gute Ausgangsposition für das Erreichen des Achtelfinales. Nächster deutscher Gegner ist am Donnerstag in Saint-Denis bei Paris die Auswahl aus Polen. Das Team um Bayern-Torjäger Robert Lewandowski war zuvor mit einem 1:0-Erfolg über Turnier-Neuling Nordirland in die EM gestartet. Die Nordiren sind am Dienstag kommender Woche in Paris letzter deutscher Vorrundengegner.


Mehr zum Thema:  
Sport >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...