Politik

Schlacht um Aleppo: Russland verstärkt Luftangriffe

Lesezeit: 2 min
21.06.2016 00:33
Die russische Luftwaffe führt seit vier Tagen großangelegte Luftschläge gegen Islamisten-Söldner in Aleppo durch. Doch die Kämpfe sind schwieriger als gedacht. Auch die Amerikaner müssen sich mit Gegenangriffen der Islamisten herumschlagen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Syrien  
Russland  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der Nacht von Sonntag auf Montag hat die russische Luftwaffe ein großangelegtes Bombardement auf den Westen von Aleppo ausgeführt. Es wurde Ziele von Islamisten-Söldnern zwischen der Anadan-Ebene und Anjarah getroffen. Nach Angaben von Al-Masdar News wird West-Aleppo seit vier Tagen durchgehend von der russischen Luftwaffe bombardiert.

Syria Deeply hatte zuvor Interviews mit verschiedenen hochrangigen Analysten zur strategischen Wichtigkeit Aleppos geführt. Frederic Hof, Analyst beim Atlantic Council, sagte dem Analyse-Portal: „Eine Eroberung Aleppos durch das Assad-Regime würde die Situation verschlechtern. Es gibt keine Hinweise dafür, dass Moskau Syrien verlassen wird. Die Art der russischen Militärkampagne lässt vermuten, dass Präsident Wladimir Putin – in der Hoffnung, dass Washington Assad umarmt und auf einen Regimewechsel verzichtet – alle Alternativen zu Assad und ISIS neutralisieren möchte. Es ist nicht undenkbar, dass Putin Erfolg damit haben könnte.“

Dmitri Trenin vom Carnegie Moscow Center sagt, dass Aleppo ein „Game-Changer“ im Syrien-Konflikt sein könnte. Der Ausgang der Schlacht von Aleppo könnte entweder zu einem nachhaltigen Waffenstillstand oder zu einer Ausweitung des Kriegs unter Einbeziehung der Türkei und Saudi-Arabien führen. Entscheidend sei, ob die USA und Russland kooperieren können, um sowohl die syrische Seite als auch die regionalen Mächte von einer politischen Lösung des Konflikts zu überzeugen.

Für Hassan Hassan vom Tahrir Institute for Middle East Policy war bereits die russische Intervention ein „Game-Changer“ im Syrien-Krieg. Die Intervention habe zu einer eindeutigen Mächteverschiebung geführt. Die Kalkulationen und strategischen Ziele der „Opposition“ wurden sehr stark beeinflusst. Ihr Ziel, Assad zu entfernen, ist nicht mehr so realistisch wie zuvor.

Syrien habe mit Hilfe der Russen Erfolge erzielen können. „Doch das Regime wird Aleppo nicht erobern können. Das gilt als sicher. Wenn sie einen Blick auf Aleppo werfen, werden sie erkennen, dass Luftangriffe auf den Osten Aleppos, der von der Opposition kontrolliert wird, sehr schwierig geworden sind“, meint Hassan.

Das „Regime“ habe schlichtweg zu wenige Soldaten, um große Teile Syriens zurückzuerobern. Das sei der Unterschied zum Jahr 2012. Die Möglichkeiten der syrischen Bodentruppen, aber auch der Russen seien begrenzt.

Auch die mit den Russen kooperierenden Amerikaner tun sich offenbar schwer, die Islamisten zurückzudrängen.

Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben mehreren Berichten zufolge in Syrien Angriffe auf die von ihnen kontrollierten Städte Manbidsch und Tabka zurückgeschlagen. Reuters berichtet unter Berufung auf die Beobachtungsstelle für Menschenrechte, bei Manbidsch hätten die IS-Kämpfer einen Gegenangriff gestartet und der von den USA unterstützten Miliz Syrische Demokratische Streitkräfte (SDF) Verluste zugefügt. Der IS habe drei Dörfer südliche der belagerten Stadt zurückerobert. Die SDF wurde im vergangenen Jahr aus arabischen Kämpfern und einer kurdischen Miliz gebildet. Die USA unterstützen sie mit Luftangriffen und Militärberatern. Ein SDF-Sprecher sagte, der Gegenangriff des IS sei inzwischen abgewehrt worden. Die SDF halte ihre Positionen am Stadtrand.

Weiter im Süden hat der IS die Truppen der syrischen Regierungsarmee zurückgedrängt, die bis auf zehn Kilometer an die strategische wichtige Stadt Tabka herangerückt waren. Die Soldaten werden von der russischen Luftwaffe unterstützt. Tabka liegt am Euphrat in der Provinz Rakka auf dem Weg in die gleichnamige Stadt, die faktisch die Hauptstadt des IS in Syrien ist. Tabka und der dortige Luftwaffenstützpunkt sind seit 2014 in der Hand der IS-Extremisten. Ein syrischer Journalist bei den Regierungstruppen bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Extremisten einige kürzliche verlorene Gebiete zurückerobert haben.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik US-Industriepolitik: Warum Biden und Trump unterschiedliche Wege zur Industrieankurbelung wählen
02.01.2025

Die US-Industriepolitik steht im Fokus der wirtschaftlichen Debatten zwischen Trump und Biden. Während die Biden-Regierung mit...

DWN
Politik
Politik Russland stoppt Gaslieferungen: Moldau unter Druck, Rumänien hilft aus
02.01.2025

Russland setzt Moldau mit einem Gaslieferstopp unter Druck. Vor allem Transnistrien, die prorussische Separatistenregion, spürt die Folgen...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Kabelschäden ohne Folgen für Anschluss an EU-Stromnetz
02.01.2025

Estlink 2: Der Ausfall des Unterseekabels sorgt für Unsicherheit in den baltischen Staaten. Dennoch bleibt die litauische Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strompreise 2025: Wie sich Kosten durch Netzentgelte und Umlagen entwickeln
02.01.2025

Strompreise 2025 bleiben ein heißes Thema: Verbraucher:innen erwarten steigende Kosten durch höhere Netzentgelte und CO2-Preise. Doch...

DWN
Politik
Politik CSU verschärft Ton in der Migrationspolitik
02.01.2025

Zur CSU-Winterklausur gehören traditionell lautstarke Forderungen an die Bundesregierung. Dieses Mal hofft die Partei, viele davon nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis anno 2025: Konflikte und Verschuldungen bleiben die Hauptsorgen der Anleger
02.01.2025

Die Gold-Verwalter von BullionVault in London haben mal wieder seine Kunden befragt, warum sie in Gold und Edelmetalle investieren....

DWN
Panorama
Panorama New Orleans und ein explodierter Cybertruck vor Trumps Hotel: Gibt es einen Zusammenhang?
02.01.2025

Mit voller Absicht soll der Attentäter in die Menge gerast sein und 15 Menschen getötet haben. Das FBI geht von einem Terroranschlag aus,...

DWN
Politik
Politik „Im Sinne der USA“: Warum ein Investor aus Miami Nord Stream 2 kaufen möchte
02.01.2025

Der potenzielle Nord Stream 2 Investor Stephen Lynch möchte die Pipeline kaufen. Dies sei im Interesse der USA. Kann der Kauf der...