Politik

Lufthansa prüft Verkauf von Eurowings

Die Billig-Fluglinie der Lufthansa wächst offenbar organisch nicht schnell genug. Lufthansa sucht daher nach neuen Eigentümern für Eurowings. Am liebsten wäre der Lufthansa die Zusammenlegung mit einem Konkurrenten.
04.07.2016 21:08
Lesezeit: 2 min

Die Lufthansa könnte ihre Billigmarke Eurowings nach Aussagen von Konzernchef Carsten Spohr mit einer anderen Fluggesellschaft zusammenlegen. Es gebe einige Möglichkeiten, um Eurowings möglichst schnell auf eine kritische Größe zu bringen, sagte Spohr am Montag. "Eine Variante ist, dass wir Eurowings nicht mehr zu 100 Prozent besitzen, sondern mit einer anderen Airline zusammenbringen und dann konsolidieren." Es gebe zu viele Billig-Fluglinien in Europa. Gleichzeitig bekräftigte der Vorstandschef die Jahresprognose eines Betriebsgewinns von leicht mehr als 1,8 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt weniger erwartet. Die Lufthansa-Aktie setzte sich daraufhin mit einem Plus von knapp vier Prozent an die Dax-Spitze.

Eurowings ist Kernpunkt der von Spohr nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren vorgestellten Unternehmensstrategie. Der 49-jährige geht davon aus, dass das alte Geschäftsmodell der Fluglinie an seine Grenzen stößt. Bisher sammelt die Lufthansa einen Großteil der Passagiere in ganz Europa ein und transportiert sie an die beiden großen Drehkreuze Frankfurt und München, wo die Gäste umsteigen. Vielen Passagieren ist das aber zu umständlich - sie buchen lieber bei Billiganbietern wie Ryanair und Easyjet. "Ein Direktflug ist immer besser als eine Umsteigeverbindung", sagte Spohr. Zudem dürfte in den nächsten Jahren der Markt für private Reisen schneller wachsen als der für Geschäftsflüge.

Als Antwort schickte Konzernführung des Eurowings an den Start: Die Kosten des Ablegers sollen 40 Prozent unter dem Niveau der Lufthansa selbst liegen. Zudem soll die Flotte Unternehmens-Insidern zufolge von derzeit 90 auf 220 bis 230 Flugzeuge wachsen. Die neue Ausrichtung spiegelt sich auch in Wachstumsplanung für dieses Jahr wider: Die Kapazitäten von Eurowings sollen um ein Fünftel zunehmen, die der Drehkreuz-Linien Lufthansa, Swiss und Austrian insgesamt nur um 2,5 Prozent.

Wichtiger Bestandteil der Strategie sind Übernahmen. Einer der möglichen Kandidaten, mit dem die Lufthansa verhandelt, ist die Urlaubsfluggesellschaft Condor, wie drei Insider im April zu Reuters gesagt hatten. Condor gehört zum britischen Reisekonzern Thomas Cook, dem noch weitere Airlines gehören. Auch diese könnten unter bestimmten Umständen interessant sein, ließ Spohr durchblicken. "Wenn es Gespräche gibt, gibt es keinen Grund, die nur auf Condor zu beschränken." Die Thomas-Cook-Fluglinien seien neben Deutschland auch in Skandinavien, Großbritannien und Belgien aktiv. "Das sind Märkte, die für uns interessant sind."

Die Verhandlungen über einen Kauf des Konkurrenten SAS, über die Reuters ebenfalls im April aus Konzernkreisen berichtet hatte, liegen hingegen aus Eis. Hinter SAS stehen die skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Dänemark. "Die Risiken bei drei Eignern, 30 Gewerkschaften und dem starken Wettbewerber Norwegian wären im Vergleich zu den Vorteilen zu hoch gewesen." Doch sind direkte Beteiligungen nicht die einzige Expansionsmöglichkeit für Eurowings. Neue Partner könnten etwa an neue Lufthansa-Tochter angedockt werden, etwa mit einem Marketing-Abkommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...