Finanzen

Bankhaus Lampe: Zentralbanken müssen Schulden-Staaten stützen

Die Privatbank Lampe sieht die Zentralbanken als Gefangene der hoch verschuldeten Staaten. Die Ausweitung der ultra-expansiven Geldpolitik ist die Lebensader für die Regierungen. Steigen die Zinsen, könnten viele Staaten ihre Schulden nicht mehr bedienen.
05.07.2016 00:28
Lesezeit: 1 min

Der Chefvolkswirt der Privatbank Bankhaus Lampe, Alexander Krüger, erwartet, dass die großen Zentralbanken ihren expansiven Kurs weiter verfolgen, teilweise sogar noch intensivieren werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde die Leitzinsen wahrscheinlich im Dezember weiter senken und den Hauptrefinanzierungssatz erstmals in den negativen Bereich drücken, so Krüger zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Außerdem werde sie ihr Wertpapier-Kaufprogramm ausweiten, so seine Prognose: Statt bis März werde das Programm wohl bis Ende 2017 laufen – dabei könnte der Umfang der monatlichen Wertpapier-Käufe erhöht werden.

Mehrere Faktoren zwängen die Zentralbanken zu einer Beibehaltung ihres ultra-expansiven Kurses. Ein wichtiger Grund sei, dass ein inflationäres Umfeld zur Tragfähigkeit der enorm hohen Staatsschulden in den USA und in Europa beiträgt, so Krüger. Eine deutliche Erhöhung der Leitzinsen würde hingegen zu einem Anstieg der Refinanzierungszinsen führen, was die Tragfähigkeit deutlich erschwerte.

Belastend wirke zudem, dass sich die globale Wachstumsdynamik derzeit abschwächt. Zinsanhebungen wären in diesem Umfeld nicht wirklich angebracht, da sie eine zusätzliche Bürde für die Wirtschaft bedeuteten. Erschwerend komme hinzu, dass die Exporte unter einer Aufwertung der Landeswährung bei einer Zinsanhebung leideten, sagt Krüger.

Bedenklich sei, dass die Maßnahmen der Zentralbanken offensichtlich immer weniger wirken. Diese hätten eigentlich zum Ziel, die Realwirtschaft zu stimulieren. Allerdings ist die Transmission der Notenbankimpulse derzeit gestört. Es sei deshalb denkbar, dass es in der EWU oder in den USA irgendwann  zu direkten Notenbankimpulsen für die Wirtschaft kommt, sofern diese Blockade bestehen bleibt. Die abnehmende Wirkung der expansiven Geldpolitik zeige sich darüber hinaus auch in dem Umstand, dass Notenbanken mit dem Drucken neuen Geldes einen immer weniger positive Impulse für  Anlagewerte bewirken. „Die alte Formel, wonach auf einen Anstieg der Notenbankliquidität tendenziell ein Anstieg der Aktien- und Rentenkurse folgt, gilt nicht mehr. Stattdessen sei eine volatile Seitwärtsbewegung zu erwarten“, sagt Krüger.

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