Finanzen

Welthandel: Araber und Hamburger Hapag Lloyd fusionieren

Die deutsche Reederei Hapag Lloyd fusioniert mit der arabischen UASC. Die Konsolidierung in der Branche dürfte eine Reaktion auf die besorgniserregende Lage des Welthandels sein. Aufgrund der schwachen Weltwirtschaft herrschen in der Schifffahrt hohe Überkapazitäten und mittlerweile lässt sich dort kaum noch Geld verdienen.
19.07.2016 02:17
Lesezeit: 2 min

Die deutsche Reederei Hapag-Lloyd schließt sich mit der United Arab Shipping Company (UASC) zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen. Hapag-Lloyd werde nach der Integration über eine Flotte von 237 Schiffen verfügen und in den Kreis der fünf weltweit größten Containerschiff-Reedereien aufrücken, teilte der deutsche Traditionskonzern am Montag in Hamburg AFP zufolge mit.

Der von Hapag-Lloyd-Aufsichtsrat und UASC-Gesellschaftern besiegelte Vertrag muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Hapag-Lloyd erwartet nach eigenen Angaben, dass der Zusammenschluss bis Ende des Jahres vollzogen werden kann. Auch die Hapag-Lloyd Hauptversammlung muss sich im August noch mit dem Thema befassen. Dabei geht es um die formale Zustimmung zu einer Kapitalerhöhung, die im Zuge des komplizierten Zusammenschlusses

notwendig wird.

Erst vor einem Jahr hatte Hapag-Lloyd die Fusion mit der chilenischen Großreederei CSAV abgeschlossen. Damit reagieren die Unternehmen auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld. Die Branche kämpft seit Jahren mit einem Verfall der Frachtraten, schleppender Nachfrage und Überkapazitäten. „Der Zusammenschluss wird jährliche Nettosynergien in Höhe von mindestens 400

Millionen Dollar (362 Millionen Euro) generieren und dem Unternehmen hohe Investitionen ersparen“, erklärte Hapag-Lloyd-Aufsichtsratschef Michael Behrendt.

Die schwierige Lage des Seehandels ist Folge des nachlassenden Wachstums in der Weltwirtschaft. Die Konjunktur in China kühlt sich seit Monaten ab, weil das Land sein Wirtschaftsmodell von der bislang dominierenden exportorientierten Produktion auf eine Binnenmarkt-orientierte Dienstleistung-Ökonomie umstellt. In den USA mehren sich die Zeichen, dass das Wachstum deutlich nachlassen könnte. Japan und die EU verzeichnen ebenfalls eher schwache Impulse. Offensichtlich passen sich die großen Reedereien mit den vermehrt auftretenden Fusionen an die neue Realität an oder sie erwarten sogar weitere Einschnitte. Die Verwerfungen im maritimen Handel haben inzwischen auch jene deutschen Banken in Bedrängnis gebracht, die traditionell stark in der Finanzierung der Schifffahrt sind.

Parallel zur Bekanntgabe des Fusionsvertrags mit UASC kürzte Hapag-Lloyd am Montag seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr zusammen. Die Entwicklung der Frachtraten falle „deutlich schlechter“ aus als erwartet, erklärte das Unternehmen. Auch der Anstieg der Treibstoffpreise im zweiten Halbjahr und Einmalaufwendungen im Zuge des Zusammenschlusses würden belasten. An der Frankfurter Börse rauschte die Aktie der größten deutschen Reederei am

Morgen um mehr als acht Prozent in den Keller.

UASC ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässig und gehört mehrheitlich den Staatsfonds Saudi-Arabiens und Katars. Die global tätige Reederei ist nach eigenen Angaben der dominierende Anbieter im Mittleren Osten. Hapag-Lloyd befindet sich zu mehr als 70 Prozent im Besitz der CSAV,

der Stadt Hamburg und dem Logistikunternehmer Klaus Michael Kühne. Alle Haupteigner unterstützten die Fusion, betonte Hapag-Lloyd.

Den Konzernangaben zufolge werden die kombinierten Flotten von Hapag-Lloyd und UASC eine Transportkapazität von 1,6 Millionen 20-Fuß-Standardcontainern (sogenannte TEU) haben. Nach Zahlen des Branchenfachdiensts Alphaliner wird das neue Unternehmen damit die Evergreen Line überholen und in die weltweite Top Fünf der Containerschiff-Reedereien aufrücken. Hapag-Lloyd allein liegt derzeit auf Rang sechs, UASC auf dem elften Platz.

Durch den Zusammenschluss werden die Staatsfonds von Saudi-Arabien und Katar zu neuen Hapag-Lloyd-Kerngesellschaftern. Die Qatar Holding LLC wird 14 Prozent des neuen Gemeinschaftsunternehmen halten, der Public Investment Fonds des Königreichs Saudi-Arabiens zehn Prozent. CSAV, Hamburg und Kühne blieben Ankeraktionäre, betonte die Reederei. Sie bleibe in Deutschland börsennotiert, Hamburg bleibe zudem Stammsitz.

„Dieser strategische Zusammenschluss macht für beide Partner absolut Sinn, da wir die wachsende globale Präsenz sowie die junge und hocheffiziente Flotte von UASC mit der breiten, diversifizierten Marktabdeckung und starken Kundenbasis von Hapag-Lloyd kombinieren“, erklärte Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender von Hapag-Lloyd.

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