Unternehmen

Spezifische Förderung für Gründerinnen notwendig

Die Demografie und die Schnellebigkeit der Arbeitswelt bringen immer häufiger die Berufstätigkeit der Frau ins Gespräch. Doch Frauen sind beim Gründen eines eigenen Unternehmens noch sehr zaghaft. Leider, denn es könnte in Deutschland 60.000 mehr Start-ups geben.
06.08.2016 23:25
Lesezeit: 1 min

Der Anteil der Gründerinnen von Start-ups in Deutschland wächst. Doch mit nur 13 Prozent aller deutschen Start-ups, die von Frauen geleitet werden, herrscht noch ein erhebllicher Nachholbedarf. Um Frauen zum Gründen zu bewegen, müsste jedoch die wirtschaftliche Förderung überdacht werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Universität Hohenheim. Allein im Tech-Bereich könnten die Gründungen von Frauen durch eine spezifische Förderung verdoppelt werden. Von den 3.000 Tech-Start-ups die in Berlin im vergangenen Jahr gegründet wurden, waren nur neun Prozent von Frauen ins Leben gerufen worden.

Hintergrund der Untersuchung ist eine Analyse von 20 Gründer-Hochburgen weltweit. Das Ergebnis: Wirtschaftsförderung ist gut, aber es bringt nicht mehr Gründerinnen hervor. Und dass, obwohl mit Blick auf die demographischen Entwicklungen mehr Frauen in der Wirtschaft gebraucht werden. Zumal gerade die Selbstständigkeit vielen Frauen die Möglichkeit geben könnte, tatsächlich Karriere und Familie richtig unter einen Hut zu kriegen.

Doch die bisherige Förderung der Start-up-Szene greift bei Frauen kaum. „Wir haben festgestellt, dass eine starke politische Förderung keinen Einfluss auf den Anteil der Gründerinnen hat. Im Gegenteil: In Ökosystemen mit wenig politischer Förderung gibt es trotzdem relativ viele Gründerinnen“, so die Forscher.

„Männer werden durch politische Maßnahmen zum Gründen angeregt, Frauen weniger“, sagt Elisabeth Berger, die Co-Autorin der Studie. Die vermeintlich neutrale Förderung richte sich demnach eher an Männer. Wenn Frauen gezielt angesprochen würden, verliefe das oft im Rahmen überreizter Klischees, sagt Berger: „Um Frauen abzuholen, reicht es nicht, einfach alles pink zu verpacken. Das schreckt viele potenzielle Gründerinnen eher ab.“

Der Deutsche Start-up-Monitor 2015 zeigte nicht nur, dass der Anteil der Gründerinnen noch sehr gering ist. Er machte auch deutlich, dass Frauen im Schnitt 2,3 Jahre später gründen als Männer. Eine frauenspezifische Förderung könnte aber dazu führen, dass Frauen sich früher trauen, zu gründen, und, dass allgemein mehr Frauen gründen. Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von 60.000 zusätzlichen Unternehmen allein in Deutschland.

Unter einer spezifischen Frauenförderung stellen sich die Wissenschaftler neben bestimmten Förderprogrammen auch die frühe Förderung von Mädchen in den so genannten MINT-Fächern vor. Aber auch die positive Hervorhebung bzw. das Erscheinen von erfolgreichen Gründerinnen sei notwendig. "Um mehr Gründerinnen im Tech-Bereich zu fördern, muss die Gründungsförderung aber über Gleichstellung hinausgehen und spezifischer auf Frauen ausgerichtet sein."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Einwanderungsland Deutschland: Jeder vierte Mensch hat einen Migrationshintergrund
22.05.2025

Rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben im vergangenen Jahr in Deutschland gelebt. Das sind vier Prozent mehr als im...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - Alle sechs AfD-Kandidatin scheitern
22.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Finanzen
Finanzen Erfolgreich in Kunst investieren: Warum Gemälde, Märkte und NFTs neue Anlagechancen bieten
22.05.2025

Wenn Aktien schwanken und Märkte auf Sicht fahren, wird Kunst zur strategischen Alternative. Wie Gemälde, Sammlerstücke und digitale...

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: NATO greift ein
22.05.2025

Ein russisches Schiff kreuzt verdächtig nahe eines NATO-Kabels in der Ostsee – dann greift ein Bündnisstaat ein. Was steckt hinter dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ohne Bürokratieabbau, kein Handwerk: KMU geben Politik klare Handlungsempfehlung für Bürokratieabbau
22.05.2025

Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Handwerk an produktiver Zeit durch Bürokratie. Eine Studie der Handwerkskammer Dresden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Briefträger als Beamter? Post, Telekom, Postbank haben noch tausende verbeamtete Mitarbeiter
22.05.2025

Wer Beamter ist, arbeitet für den Staat – oder? Das stimmt zwar in den allermeisten Fällen. Doch es gibt Ausnahmen: Mancher Beamter ist...

DWN
Panorama
Panorama Schüsse in Washington: Zwei Mitarbeiter der Israels Botschaft in den USA erschossen
22.05.2025

Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington sind am Mittwochabend gegen 21 Uhr Ortszeit durch Schüsse in der Nähe des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Automobilindustrie will nicht mehr in Deutschland investieren: Autozulieferer legen Investitionen auf Eis
22.05.2025

Laut einer Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wollen mehr als drei Viertel der Zulieferer (76 Prozent) ursprünglich in...