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Streit zwischen VW und Zuliefer-Firma eskaliert

Der Streit zwischen Volkswagen und einem Zulieferer zieht immer weitere Kreise. Weil die sächsische Firma keine Bauteile mehr liefert, droht in mehreren VW-Werken eine Beeinträchtigung der Produktion. Das Werk in Emden hat deswegen bereits Kurzarbeit angemeldet.
19.08.2016 14:08
Lesezeit: 1 min

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Volkswagen will offenbar hart gegen die Zulieferfirmen vorgehen, die durch ihre Lieferstopps die Produktion bei dem Autokonzern beeinträchtigen. Der Konzern sei gezwungen, die „zwangsweise Durchsetzung der Belieferung vorzubereiten“, teilte Volkswagen mit. Dazu würden alle rechtlich möglichen Mittel genutzt.

Das für den Fall zuständige Braunschweiger Landgericht erklärte am Freitag, Volkswagen habe in den vergangenen Tagen bereits Anträge gestellt, für den Fall fortgesetzter Verweigerung von Teile-Lieferungen Ordnungsgeld, Ordnungshaft oder „Ermächtigung zur Ersatzvornahme“ anzuordnen. Über die Anträge ist demnach aber noch nicht entschieden.

„Dazu gehören Ordnungsgeld, Ordnungshaft, Beschlagnahme, die über das Gericht beantragt werden“, erklärte VW zu den vom Unternehmen notfalls ins Auge gefassten Maßnahmen. Zugleich betonte der Konzern, er bemühe sich weiter um „eine gütliche Einigung“. Hintergrund ist eine Eskalation in den Geschäftsbeziehungen zwischen dem Autobauer und der Unternehmensgruppe Prevent, die als Zulieferer für die Wolfsburger arbeitet. Zwei Firmen aus deren Verbund, die Car Trim und die ES Automobilguss aus Sachsen, stellten die vertraglich vereinbarte Belieferung mit Sitzbezügen und Getriebegussteilen ein.

Das Braunschweiger Landgericht erließ daraufhin vor rund einer Woche auf Antrag von VW einstweilige Verfügungen gegen die Tochterfirmen, die diese zur Vertragserfüllung und zur weiteren Belieferung verpflichten. Laut Gericht legte die ES Automobilguss dagegen Widerspruch ein. Car Trim wiederum kann noch Berufung beim Oberlandesgericht einlegen. Durch die fehlenden Bauteile wird die Produktion in deutschen Volkswagen-Werken mittlerweile deutlich beeinträchtigt. In Emden, wo der VW Passat gebaut wird, beantragte Volkswagen bereits Kurzarbeit, für das Wolfsburger Stammwerk werden nach Unternehmensangaben vom Donnerstag „Flexibilisierungen der Arbeitszeit“ in „Teilen der Produktion“ geprüft. Dort baut VW unter anderem den Golf, aber auch andere Modelle.

Nach Presseberichten sollen auch die VW-Werke in Zwickau und Kassel betroffen sein. Volkswagen hat dies bislang nicht offiziell bestätigt. In Kassel befindet sich die zentrale Getriebe-Produktion des Volkswagen-Konzerns, von wo aus nach Angaben der Wolfsburger die Hälfte der jährlich vom gesamten Konzern benötigten Getriebe stammen.

Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer kritisierte die Einkaufspolitik von VW als „wenig professionell“. Entgegen aller branchentypischen Gepflogenheiten habe sich der Autobauer anscheinend bei der Zulieferung wichtiger Teile auf einen mittelständischen Partner verlassen, sagte Dudenhöffer am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Das sei für ein „Weltunternehmen“ riskant und höchstens dann akzeptabel, wenn es eine „sehr solide und äußerst stabile Geschäftsgrundlage“ zu dem Zulieferer gebe. Dies sei aber offensichtlich nicht der Fall. Zusätzlich drohe VW auch noch weitere öffentliche Sympathien zu verlieren. „Mehr Fehler kann man nicht machen“, urteilte Dudenhöffer.

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