Politik

Chemiewaffen-Bestände werden von Libyen nach Deutschland gebracht

Die letzten Bestände an Chemikalien zur Herstellung von Kampfstoffen aus der Zeit der Ära Gaddafi sind aus Libyen verschifft worden. In Deutschland sollen die Chemikalien vernichtet werden. Offenbar wird befürchtet, dass der IS in den Besitz dieser Mittel gelangen könnte.
30.08.2016 14:27
Lesezeit: 1 min

Die letzten Bestände zur Herstellung von Chemiewaffen aus der Zeit des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi werden von Libyen nach Deutschland gebracht. 23 Chemiebehälter hätten auf einem dänischen Schiff am Samstag den libyschen Hafen Misrata verlassen, teilte ein libyscher Sicherheitsvertreter am Dienstag mit. Der Transport fand demnach unter Aufsicht der Vereinten Nationen statt.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, es handele sich „um rund 500 Tonnen toxische Chemikalien“, die nun in einer Spezialanlage im niedersächischen Munster vernichtet würden. Die Chemikalien könnten zur Produktion von Giftgas oder Kampfstoffen verwendet werden, es handele sich aber nicht um Giftgas oder Kampfstoffe. Der Transport soll „in den nächsten Wochen in Deutschland ankommen“.

Zuständig für die Vernichtung der Stoffe ist die bundeseigene Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten (Geka) in Munster, die auch bereits an der Entsorgung der syrischen Chemiewaffen beteiligt war.

Auch einer der libyschen Vize-Regierungschef der Nationalen Einheitsregierung, Mussa al-Koni, bestätigte den Transport: „Alle Chemiewaffen sind außer Landes gebracht worden“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die dänische Regierung hatte Anfang des Monats angeboten, ein Containerschiff und 200 Einsatzkräfte für die Operation zur Verfügung zu stellen. Koordiniert wurde der Transport von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW).

Der UN-Sicherheitsrat hatte am 22. Juli seine Unterstützung für Pläne geäußert, die libyschen Bestände zur Herstellung von Chemiewaffen vollständig außer Landes zu bringen. Dadurch soll auch verhindert werden, dass diese in die Hände von Extremisten wie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) fallen. Die Bestände waren in der zentrallibyschen Region Jafa gelagert gewesen, etwa 200 Kilometer südlich der IS-Hochburg Sirte, die derzeit schwer umkämpft ist. Nach dem maßgeblich von Frankreich, Großbritannien und den USA vorangetriebenen Sturz von Machthaber Gaddafi ist der Zentralstaat in Libyen zerfallen. Seitdem kämpfen mehrere Gruppen um die Vorherrschaft.

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