Politik

Islamistische Söldner in Syrien in Panik: „USA lassen uns fallen“

Die islamistischen Söldner in Syrien fühlen sich von der US-Regierung im Stich gelassen. Einer ihrer Sprecher sagte, die USA würden nur noch Lippenbekenntnisse liefern. Russen und Syrer sind nicht bereit, die von den Saudis aufgestellten Milizen in Aleppo entkommen zu lassen.
08.09.2016 23:08
Lesezeit: 2 min
Islamistische Söldner in Syrien in Panik: „USA lassen uns fallen“
Die roten Gebiete in Aleppo kontrolliert die syrische Armee und ihre Verbündeten. (Screenshot)

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In der Financial Times liefert ein Sprecher der von Saudi-Arabien erfundenen „moderaten Opposition“ in Syrien einen ziemlich panischen Auftritt – weil die US-Regierung offenbar mit Russen und Türken übereingekommen ist, die Söldner in Aleppo ihrem Schicksal zu überlassen. Die FT berichtet, dass der Sprecher des „Hohen Verhandlungskomitees“ (HNC), Riad Hijab, sich bitter über die Amerikaner beschwert habe: Die US-Regierung biete nur noch „Lippenbekenntnisse“: „Wir sind sehr enttäuscht, dass die Amerikaner keine effektive Rolle übernehmen und das liefern, was sie zu liefern zugesagt hatten“, sagte der Söldner-Sprecher: „Wir hatten viele rote Linien, doch nun verlässt Obama das Amt, und Assad ist immer noch an der Macht.“ Zugleich drohte der Söldner Europa: Wenn die Europäer nicht militärisch intervenieren, um Assad zu stürzen, dann werde der Flüchtlingsstrom nach Europa ziehen – und mit ihm IS-Kämpfer.

Das HNC ist nichts anderes als ein politisches Feigenblatt für die Kampfverbände der al-Nusra-Front, der Jabhat Fatah al-Sham und der Ahrar al-Sham. Einige dieser Kämpfer gehören zur al-Kaida, sie wechseln ständig ihre Namen und sind in Aleppo final unter Druck geraten.

Seit dem 7. September hat die russische Luftwaffe über 50 Luftschläge auf islamistische Söldner in Idlib und Aleppo ausgeführt. Der Fokus der Luftwaffe lag auf der Landstraße Ramousseh-Khan Tuman und der Autobahn Aleppo-Damaskus. Dabei sollen dutzende Söldner getötet und zahlreiche Kriegsgeräte zerstört worden sein, berichtet das militärische Analyseportal South Front.

Am Donnerstag haben pro-türkische Söldner die Dörfer Qantara, Mirza und Tall Ali im Norden der Provinz Aleppo von ISIS befreit, so South Front. In den Dörfern Kharab Mamal und Tash Qabu wurden die ISIS-Kämpfer von pro-türkischen Söldnern umzingelt. Die Türkei möchte zudem gemeinsam mit den USA eine Offensive auf die ISIS-Stadt Rakka durchführen.

Am selben Tag hat die syrische Armee (SAA) den Distrikt Ramousseh der Stadt Aleppo von den islamistischen Söldnern der Gruppe Dschaisch al-Fatah befreit, meldet Reuters. Damit stellte die SAA die Versorgungsroute für West-Aleppo erneut wieder her. Die Verteidigungsstellungen der islamistischen Söldner in Südwest-Aleppo sollen nach und nach einbrechen. Die Söldner befinden sich mehrheitlich im Osten von Aleppo und wollten auch den Südwesten der Stadt einnehmen. Die frühere Handelsmetropole Aleppo gehört zu den umkämpftesten Gebieten des mehr als fünfjährigen Syrien-Konflikts.

Ein für Donnerstag angekündigtes Gespräch der Außenminister Russlands und der USA zu Syrien verzögert sich UN-Kreisen zufolge, berichtet abc NEWS. Es werde möglicherweise am Freitag stattfinden, hieß es. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau sagte, für das neue Gespräch zwischen Sergej Lawrow und John Kerry müssten noch Details geklärt werden. Bei dem Treffen der beiden Spitzendiplomaten soll es um eine Waffenruhe für Aleppo und andere Gebiete Syriens gehen.

Russland will sich nicht zu einer Waffenruhe drängen lassen, weil die bisherigen Vereinbarungen meist dazu verwendet wurden, den Entsatz der Söldner aus einer bedrohlichen Situation zu ermöglichen.

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