Eine Mehrheit von Investoren hält die globalen Aktien- und Anleihemärkte für überbewertet und rechnet deshalb für die Zukunft mit deutlichen Korrekturen, berichtet die Financial Times. Im August erreichten die drei bekanntesten US-Aktienindizes – der Dow Jones, der S&P 500 und der Nasdaq – jeweils neue Allzeit-Höchststände. Die Preise der meisten als sicher geltenden Staatsanleihen steigt seit Jahren, während die Renditen fallen.
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der von Bank of America befragten Investoren gaben an, dass sowohl Aktien als auch Anleihen kollektiv überbewertet seien. Zudem gab nur etwa ein Viertel der Befragten an, dass sie im kommenden Jahr höhere Wachstumsraten in der Weltwirtschaft erwarten.
Unterstrichen wird der pessimistische Grundtenor der Umfrage von deutlich steigenden Bargeldbeständen bei den Investmentfirmen. Gegenüber August nahmen die Bargeldbestände von 5,4 Prozent auf 5,5 Prozent zu. Mehr als 40 Prozent sagten, dass sie aufgrund eines „düsteren Markt-Ausblicks“ mehr auf Bargeld setzten, wie die FT schreibt. Rund 20 Prozent bevorzugten Bargeld sogar gegenüber den relativ unrentablen, aber sicheren Staatsanleihen.
Die hohen Bargeldbestände könnten dafür sprechen, dass Marktteilnehmer versuchen, einen erwarteten Crash an den Aktienmärkten zu überstehen, um dann bei tiefen Notierungen wieder einzusteigen. Dies gilt auch für Anleihen: „Investoren sehen eine eindeutige Verwundbarkeit durch einen ‚Anleihe-Schock‘“, wird ein Analyst von Bank of America zitiert.
Im August wurde bekannt, dass der Groß-Spekulant George Soros seine Wetten gegen den S&P 500-Index deutlich ausgebaut hat. Er stockte die Zahl seiner Verkaufs-Optionen zum Ende des ersten Quartals von 2,1 Millionen auf rund 4 Millionen auf, wie aus einer Pflichtmitteilung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC hervorging. Damit setzt Soros insgesamt 840 Millionen Dollar auf einen Crash am US-Aktienmarkt.
Den Zentralbanken wird tendenziell zugetraut, noch expansivere Instrumente einzusetzen, um das Inflationsziel von rund 2 Prozent zu erreichen und die Kreditvergabe zu stärken. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) kann sich vorstellen, dass sogenanntes „Helikoptergeld“ in den kommenden 12 Monaten erstmals eingesetzt wird – also die direkte Finanzierung von Konsumenten und Unternehmen durch die Zentralbank.