Finanzen

Inflation am Horizont: Investoren ziehen sich aus Anleihen zurück

Die Erwartung höherer Inflationsraten hat Investoren zum Rückzug aus Anleihen bewegt. Die Bank of America empfiehlt, aus Anleihen und Aktien auszusteigen.
19.10.2016 02:27
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Spekulationen um stärker steigende Inflationsraten in den USA und Großbritannien haben Investoren zu einem Rückzug aus den Anleihemärkten bewogen. Dieser trieb die Renditen zehnjähriger Papiere aus Deutschland und Großbritannien auf den höchsten Stand seit dem Brexit-Referendum von Ende Juni, als die britischen Wähler für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU stimmten. Höhere Teuerungsraten führen dazu, dass Anleihen in Zukunft tendenziell in entwerteter Währung zurückgezahlt werden.

Die zehnjährigen Bundesanleihen rentierten zum Start der neuen Börsenwoche zeitweise bei plus 0,103 Prozent und ihre britischen Pendants bei plus 1,223 Prozent. Die Rendite vergleichbarer US-Papiere stieg sogar auf ein Viereinhalb-Monats-Hoch von 1,814 Prozent.

Geschürt wurde die Erwartung einer stärkeren Inflation von den Zentralbanken der USA und Großbritanniens. Bank of England-Chef Mark Carney hatte am Freitag gesagt, dass er höhere Inflationsraten tolerieren werde, um die Folgen des Austritts aus der EU abzufedern. „Unsere Einschätzung vom Sommer ist, dass wir in den kommenden Jahren aufgrund des Brexit 400.000 bis 500.000 Arbeitslose mehr haben könnten. Deshalb tolerieren wir ein Überschießen der Inflation in den nächsten Jahren“, zitiert die Financial Times Carney.

„Die Abhängigkeit des britischen Staatsanleihenmarktes von ausländischen Geldern macht Großbritannien vom Wohlwollen von Ausländern abhängig. Demzufolge würde ein Vertrauensverlust ausländischer Investoren wahrscheinlich auch auf andere Märkte übergreifen“, zitiert die Financial Times einen Analysten der Bank of America. Maßgeblich zur Erwartung höherer Preise beigetragen hat auch der Kurssturz des britischen Pfund, welches in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren hatte. Analysten rechnen nicht zuletzt wegen der schwächeren Landeswährung damit, dass die Teuerungsrate von derzeit 0,6 Prozent bis zum Jahr 2018 auf etwa 2,4 Prozent ansteigen wird.

Federal Reserve-Chefin Janet Yellen hatte am Freitag betont, dass sie die Inflation für einige Zeit „heißlaufen“ lassen könnte, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen, wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet. „Die Märkte reagieren auf die Möglichkeit, dass die Fed eine Politik zur Steigerung der Renditekurve ähnlich der Bank of Japan einleiten könnte. Im Fall der Fed könnte dies zu einer höheren Inflation und einem langsameren Zurückfahren der expansiven Geldpolitik führen“, wird ein Analyst von CMC Markets zitiert.

Die US-Großbank Bank of America rechnet damit, dass die Inflation in den kommenden Monaten anziehen wird. „Wir glauben, dass ein stärkeres Wirtschaftswachstum und fiskalische Stimuli in den kommenden Monaten zu einer höheren Teuerung führen werden und die Markterwartungen übertreffen“, heißt es in einem Bericht der Bank. Auf Basis dieser Einschätzung ruft das Institut Anleger auf, ihre Gelder aus „Papier-Investitionen“ abzuziehen und in Sachwerte zu investieren. Der relative Preis echter Anlagen wie Immobilien, Rohstoffen und Sachwerten sei im Vergleich zu den Finanzanlagen Aktien und Anleihen so tief wie seit dem Jahr 1926 nicht mehr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...