Gemischtes

McKinsey: Fahrdaten werden zum Milliarden-Geschäft

Laut einer aktuellen McKinsey-Studie hat das Geschäft mit den Fahrdaten bis zum Jahr 2030 ein Umsatzpotential von 750 Milliarden Euro. Neun von zehn Kunden sind demnach bereit, für Zeitersparnis Daten weiterzugeben. 81 Prozent der Autofahrer in Deutschland würden auf autonomes Fahrzeug umsteigen.
26.10.2016 07:57
Lesezeit: 2 min

Mit Fahrzeugdaten lassen sich bis 2030 bis zu 750 Milliarden Euro jährlich umsetzen. Aus den Informationen, wie ein Auto bewegt wird, wohin es fährt und wer sich darin befindet, lassen sich datenbasierte Services entwickeln, die beispielsweise präziser als bisher vor Staus warnen, automatisch einen Parkplatz finden oder die Wartung des Wagens vereinfachen.

Über 70 Prozent der deutschen Autofahrer wären bereit, für solche Dienste zu bezahlen. Ebenso positiv stehen Kunden dem autonomen Fahren gegenüber: 81 Prozent der deutschen Autokäufer würde auf ein autonomes Auto umsteigen - vorausgesetzt, der Fahrer kann die Steuerung auf Wunsch auch selbst übernehmen. Dies ist eine Steigerung um vier Prozentpunkte im Vergleich zur identischen Befragung im Vorjahr, so die Experten in einer entsprechenden Mitteilung. Kunden vertrauen dabei etablierten Autoherstellern: 77 Prozent trauen ihnen eher zu, die Technologie serienreif zu machen, als neuen Autoherstellern (16 Prozent) oder Technologiekonzernen (7 Prozent). Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie von McKinsey & Company mit dem Titel „Monetizing Car Data“. Für die Untersuchung befragte die Unternehmensberatung mehr als 3.000 Autokäufer in Deutschland, den USA und China sowie zahlreiche Industrieentscheider. Die Berater identifizierten 30 Anwendungsfelder für die Nutzung von Fahrzeugdaten.

Andreas Tschiesner, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey und Koautor der Studie: „Die Menge an Daten, die während der Fahrt im Auto generiert werden, wird sich in den kommenden Jahren vervielfachen.“ Für Autohersteller - aber auch für Zulieferer, Versicherer, Infrastrukturbetreiber und Digitalunternehmen - bietet sich damit ein erhebliches zusätzliches Umsatzpotenzial. „Es gilt nun, den Kunden klarzumachen, dass aus den Fahrzeugdaten ein echter Mehrwert entstehen kann. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken müssen dabei ernst genommen werden“, so Tschiesner.

Die drei Anwendungsfelder mit der höchsten Zahlungsbereitschaft sind die Unterstützung bei der Suche nach freien Parkplätzen, auf Verschleiß beruhende intelligente Wartungsintervalle sowie Informationen zur Fahrzeugnutzung, die bei einem Weiterverkauf einen umfassenden Qualitätsnachweis erlauben.

Über 90 Prozent der Autofahrer in Deutschland, den USA und China sind außerdem bereit, Daten weiterzugeben, wenn dies zu einer Zeitersparnis führt - beispielsweise bei der Parkplatzsuche. Ähnlich hohe Zustimmungswerte gibt es auch bei anderen Anwendungsfeldern wie der Sicherheit (z.B. Diebstahlschutz), möglichen Kosteneinsparungen (z.B. auf Fahrverhalten basierende Versicherungen) oder Komfortgewinn (z.B. Entertainmentangebote im Auto).

Dominik Wee, McKinsey-Partner und Ko-Autor der Studie: „Jüngere Fahrer zwischen 18 und 49 sowie Vielfahrer sind gegenüber neuen Angeboten am aufgeschlossensten.“ Großes Vertrauen genießen auch hier die Autohersteller: Mehr als drei Viertel der Kunden wären bereit, Positionsdaten anonym an den Hersteller zu übermitteln - beispielsweise damit dieser das Fahrzeug verbessern kann.

Über die Anwendungsfelder hinweg bieten sich laut der Studie unterschiedliche Vermarktungsmöglichkeiten. „Hersteller können die Kosten für ein solches Angebot in den Kaufpreis des Fahrzeugs einkalkulieren; alternativ sind auch Modelle wie ein monatliches Abonnement denkbar - oder neue Optionen wie eine werbefinanzierte kostenlose Bereitstellung“, sagt Wee. Dabei gelte es jedoch, den Markt genau zu beobachten: Für Navigationslösungen seien auf Grund kostenloser Alternativangebote beispielsweise nur noch ein Drittel aller Kunden überhaupt bereit zu bezahlen. Außerdem sollten Hersteller verstärkt auf die Datensicherheit achten: 83 Prozent der befragten Industrieentscheider schätzen ihr Risiko, Opfer von Hackerangriffen zu werden, als mittel bis hoch ein. Doch nur 41 Prozent geben an, eine eigene Cybersecurity-Einheit zu haben, die solche Angriffe verhindert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftliche Eskalation durch Trump-Zölle: Kommt jetzt die Wende für Europa?
22.04.2025

Zwei der einflussreichsten Ökonomen der Welt – Lawrence Summers und Olivier Blanchard – schlagen Alarm: Donald Trumps aggressiver...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
22.04.2025

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den...

DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold erreicht erstmals 3.500 Dollar
22.04.2025

Ein turbulenter Präsident, ein unter Druck stehender Notenbankchef – und Anleger, die das Vertrauen verlieren. Während Donald Trump...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen
22.04.2025

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das...