Die Aufwertungstendenz des Dollar, welche nach dem Sieg Donald Trumps bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen begann, setzte sich auch am Donnerstag fort. Vor den Wahlen am 8. November mussten für einen Euro etwa 1,10 Dollar bezahlt werden – aktuell liegt der Kurs bei etwa 1,05 Dollar.
Viele Devisenhändler erwarten für die kommenden Jahre eine ausgeprägte Stärkeperiode des US-Dollars gegenüber anderen Währungen, berichtet Bloomberg. Hintergrund sind Spekulationen, dass die von Trump angekündigten massiven Investitionen in die Infrastruktur sowie seine Pläne für Steuererleichterungen zu einer stärkeren Inflation führen, was wiederum den Druck auf die Zentralbank Federal Reserve erhöht, die Leitzinsen anzuheben. Höhere Leitzinsen wiederum bewirken in der Regel, dass Gelder in den Dollarraum strömen und dieser aufwertet.
Als Reaktion darauf werten die Währungen wichtiger Schwellenländer seit Tagen ab. Der japanische Yen fiel zum Dollar auf ein 8-Jahres-Tief von 112 Yen. Der chinesische Yuan liegt mit einem Kurs von 6,9 Yuan zum Dollar so tief wie seit achteinhalb Jahren nicht mehr. Zu den Währungen, die sich deutlich verbilligten, gehören darüber hinaus die indische Rupie, der vietnamesische Dong, die türkische Lira und der philippinische Peso. Der Bloomberg-JPMorgan Asia Dollar Index, welcher die Entwicklung des Dollar zu ausgewählten asiatischen Währungen abbildet, erreichte am Donnerstag mit 103,32 Punkten den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2009.
„Es scheint in naher Zukunft nichts zu geben, was die Aufwertung stoppt. Deswegen werden die meisten weiter auf den Dollar-Trend setzen“, wird ein Analyst des US-Finanzdienstleisters State Street vom Finanzblog Zerohedge zitiert. „Das einzige Risiko besteht darin, dass die Abwertung von Währungen in Schwellenländern einen Punkt erreichen, an dem sie ernste Sorgen hervorrufen.“
Die Wetten auf eine Parität zwischen Dollar und Euro nehmen derzeit zu. Zuletzt waren die beiden Währungen im Jahr 2002 etwa gleich stark. Wie Bloomberg auf Basis einer Umfrage unter Devisenhändlern berichtet, erwarten 45 Prozent der Befragten, dass zum Ende des Jahres 2017 ein Dollar einem Euro entspreche. Vor einer Woche waren dies nur etwa halb so viele.
Die Deutsche Bank – der weltweit viertgrößte Devisenhändler – rechnet damit, dass der Euro im Jahr 2017 sogar weniger wert sein könnte als der Dollar. „Die Divergenz ist zurück. Der Sieg Trumps hat alles verändert“, schreibt die Bank. Die Deutsche Bank prognostiziert, dass der Euro bis zum Jahresende auf 1,05 Dollar absinken werde. Ende 2017 werde er dann etwa bei 0,95 Dollar liegen. Dies wäre der schwächste Kurs seit 2002. Andere Beobachter gehen jedoch von einem anhaltend stärkeren Euro aus. Der Konsens an der Wallstreet liegt derzeit bei 1,11 Dollar für jeden Euro am Jahresende 2017.
Entscheidend für die weitere Entwicklung dürfte neben der Wirtschaftspolitik Trumps die Frage sein, ob und wie stark die Fed die Leitzinsen in Zukunft erhöhen wird.