Politik

Bundesbank geht auf Konfrontation mit der EU-Kommission

Lesezeit: 1 min
08.12.2016 18:20
Bundesbank-Chef Weidmann fordert, der EU-Kommission die Überwachung der Haushaltsregeln der Euro-Mitgliedstaaten zu entziehen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann befürchtet nach dem klaren Nein beim italienischen Verfassungsreferendum, dass sich die Reformen in dem Land nun verlangsamen werden. "Und das wäre nicht nur für Italien eine bedenkliche Entwicklung", sagte Weidmann am Montag in München. Italien habe seit Jahren ein sehr schwaches Wirtschaftswachstum. Dazu komme eine sehr hohe Staatsverschuldung und große Bestände an faulen Krediten in den Bank-Bilanzen. Die 14 wichtigsten Geldhäuser des Landes ächzten im zweiten Quartal laut EZB-Daten unter mehr als 271 Milliarden Euro an notleidenden Darlehen.

Das Nein im Referendum sei sicher nicht das Ende der Welt, so Weidmann. "Umso wichtiger ist aber nun, dass die italienische Politik überzeugende Zeichen aussendet, die wirtschaftlichen Probleme an der Wurzel anzupacken." Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hatte nach der Niederlage seinen Rücktritt angekündigt. Damit droht eine Regierungskrise in der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone.

Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Erfolg seien wichtig für die Stabilität der Euro-Zone, ergänzte Weidmann. Jedes Mitgliedsland sei auf seine Weise gefordert - "auch vermeintliche Musterschüler wie Deutschland". Rufe nach mehr gemeinschaftlicher Haftung im Währungsraum erteilte er eine Absage. Dabei nannte Weidmann die Forderung nach einer gemeinsamen Einlagensicherung für Bankguthaben sowie nach einer europäischen Arbeitslosenversicherung. Die Bereitschaft, Souveränitätsrechte abzugeben, sei in den Ländern begrenzt, daher halte er den Weg hin zu einer stärkeren gemeinschaftlichen Haftung für falsch.

In seiner Rede forderte Weidmann zudem, der EU-Kommission die Überwachung der Haushaltsregeln der Euro-Mitgliedstaaten zu entziehen. Denn diese verstehe sich nicht nur als Hüterin der Verträge, sondern auch als politische Institution. "Der Zielkonflikt lässt sich nur dann wirklich auflösen, wenn die Überwachung der Einhaltung der Fiskalregeln einer unabhängigen Behörde übertragen wird." Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte unlängst ins Spiel gebracht, dem Euro-Rettungsfonds ESM diese Funktion zu übertragen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...