Politik

IWF fordert von Eurozone radikalen Kurswechsel für Griechenland

Der IWF fordert für Griechenland einen Schuldenschnitt und das Ende der Austerität.
13.12.2016 00:52
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich laut Reuters gegen weitere Sparprogramme in Griechenland ausgesprochen. Er plädiert stattdessen für die Schaffung eines modernen Sozialsystems, das finanziert wird durch eine Neugestaltung des Steuersystems und Rentensystems. Der Chef der Europa-Abteilung des IWF, Poul Thomsen, und Chefvolkswirt Maury Obstfeld haben in einem jetzt veröffentlichten Artikel außerdem den von der Eurozone geforderten Primärüberschuss in Griechenland von 3,5 Prozent im Jahr 2018 als falsch bezeichnet und erklärt, 1,5 Prozent wären ausreichend. Andernfalls würde die aufkeimende Erholung der Wirtschaft wieder abgebremst.

Einige Staaten wie Deutschland fordern die 3,5 Prozent Primärüberschuss nicht nur für den Haushalt 2018, sondern auch für die folgenden zehn Jahre. Dies sei aber kontraproduktiv, erklärt der IWF. Griechenland könnte mit einem Riesenaufwand und Ausgabenkürzungen diese 3,5 Prozent erreichen. Die Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass dies nicht nachhaltig wäre und den ehrgeizigen langfristigen Wachstumszielen zuwiderlaufen würde.

Der IWF teilt auch nicht die Position Deutschlands, dass ein Schuldenerlass für Griechenland bei der Umsetzung der vereinbarten Strukturreformen unnötig sei. "Griechenlands Verschuldung ist in hohem Maße untragbar und kein noch so großes Paket von Strukturreformen könne die Schuldenlast tragbar machen ohne einen signifikanten Schuldenerlass", erklärte der IWF.

Griechenland sollte statt weiterer Kürzungen bei den öffentlichen Investitionen und bei den Ausgaben für öffentliche Dienste und Gesundheit das System der Einkommensteuer umbauen, in dem mehr als die Hälfte der Haushalte keine Steuern zahlt. In den anderen 18 Eurostaaten sind im Durchschnitt nur acht Prozent der Haushalte von der Einkommensteuer befreit.

Auch das Pensionssystem Griechenlands ist nach Einschätzung des IWF zu großzügig. Elf Prozent der Bruttoinlandsprodukts würden für Pensionen ausgegeben. In den meisten anderen Eurostaaten seien es durchschnittlich 2,25 Prozent. Die Versuche einer Reform dieses Systems seien unzureichend gewesen oder sie seien von Gerichten gestoppt worden. Andererseits gebe es in Griechenland keine Arbeitslosen- und Sozialhilfe, wie sie woanders in Europa üblich seien. Diese seien als soziales Netz in einer modernen marktorientierten Wirtschaft aber notwendig. Dies würde auch die notwendige Flexibilität des Arbeitsmarktes hemmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...