Matthew Xuereb von der AFP berichtet:
Die Entführung einer libyschen Passagiermaschine ist in Malta glimpflich zu Ende gegangen. Die Entführer ließen am Freitag am Flughafen von Valetta nach stundenlangen Verhandlungen alle Passagiere und Besatzungsmitglieder unversehrt frei. Die beiden Männer, nach Angaben der libyschen Regierung Anhänger des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi, ergaben sich schließlich und baten um politisches Asyl in dem Inselstaat.
Die Maschine der libyschen Fluggesellschaft Afriqiyah war am Vormittag auf einem Inlandsflug von Sebha in Südlibyen in die Hauptstadt Tripolis entführt und nach Malta umgeleitet worden. Insgesamt waren 118 Menschen an Bord des Airbus A320, wie Maltas Regierungschef Joseph Muscat über den Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. Unter den 111 Passagieren waren seinen Angaben zufolge 82 Männer, 28 Frauen und ein Baby. Außerdem seien sieben Besatzungsmitglieder an Bord gewesen.
Die Maschine stand schon mehr als eine Stunde lang umringt von Militärfahrzeugen auf dem Rollfeld, als sich die Flugzeugtür das erste Mal öffnete und die Frauen und das Baby aussteigen konnten. Nach Verhandlungen mit den Entführern ließen die Geiselnehmer dann nach und nach weitere Flugzeuginsassen frei.
Am Nachmittag gab Muscat dann schließlich Entwarnung: Die letzten Besatzungsmitglieder hätten das Flugzeug zusammen mit den Entführern verlassen. Die Entführer hätten sich "ergeben" und seien festgenommen worden. Wie Libyens Außenminister Taher Siala sagte, handelt es sich bei den Entführern um Gaddafi-Anhänger, die eine politische Partei gründen und in Malta Asyl beantragen wollen.
Über die Zahl der Entführer und ihr Tatmotiv hatte zunächst lange Unklarheit geherrscht: Maltas Regierung sprach zunächst nur von einem Entführer. Vertreter der Fluglinie sprachen dagegen von zwei Luftpiraten. Wie der Pilot Ali Milad später im libyschen Fernsehen sagte, waren die beiden Männer mit Handgranaten und einer Pistole bewaffnet.
Der Flugbetrieb in Valetta wurde wegen der Entführung für mehrere Stunden eingestellt. Einige Flüge wurden umgeleitet, andere konnten schließlich mit Verspätung starten und landen.
In Libyen sind nur einheimische Fluggesellschaften aktiv, die im europäischen Luftraum eigentlich nicht zugelassen sind. Neben Inlandslinien gibt es Flüge nach Tunis, Kairo, Amman, Istanbul und Khartum.
In Libyen herrscht seit dem Sturz und Tod des langjährigen Machthabers Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Seitdem beherrschen konkurrierende bewaffnete Milizen das ölreiche Land. Auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nutzt die unübersichtliche Lage aus, um sich in Libyen auszubreiten. Seit ihrem Amtsantritt im März versucht eine von der UNO unterstützte Einheitsregierung, ihre Macht in Tripolis zu etablieren und das gesamte libysche Staatsgebiet unter ihre Kontrolle zu bekommen.