Politik

China empört: USA stationieren Raketenabwehr in Südkorea

Lesezeit: 2 min
07.03.2017 11:58
In Asien wächst die Sorge vor einer militärischen Eskalation des Nordkorea-Konflikts. Trotz Protest aus China begannen die USA am Dienstag mit dem Aufbau einer Raketenabwehr in Südkorea.
China empört: USA stationieren Raketenabwehr in Südkorea

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James Pearson und Ju Min Park von Reuters berichten:

Die Atommacht Nordkorea hatte am Montag vier ballistische Raketen getestet, die zum Teil vor der Küste Japans ins Meer stürzten. Machthaber Kim Jong Un hatte dies als Antwort auf das gemeinsame jährliche Militärmanöver der USA und Südkorea bezeichnet, das vor einigen Tagen begann. Nordkorea sieht in den Übungen eine Vorbereitung auf einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel und hat mit Vergeltung gedroht. China erklärte, die US-Raketenabwehr zerstöre die Sicherheits-Gleichgewicht in der Region. Russland erklärte, die Stationierung führe zu einem Patt auf der koreanischen Halbinsel.

Der Kommandeur der US-Truppen im Pazifik, Harry Harris, erklärte am Dienstag, Nordkoreas Test beweise die Notwendigkeit, die US-Raketenabwehr vom Typ Thaad in Südkorea zu installieren. Der südkoreanischen Agentur Yonhap zufolge trafen zwei Abschussrampen ein. Ihr Aufbau solle in ein bis zwei Monaten abgeschlossen sein. Die USA hatten Mitte 2016 unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama mit Südkorea den Aufbau des Systems vereinbart. Damit soll den Angaben zufolge der Süden besser gegen Nordkorea verteidigt werden können. Aus der südkoreanischen Regierung hieß es damals, das System solle Ende 2017 einsatzbereit sein.

US-Präsident Donald Trump telefonierte nach Nordkoreas jüngstem Test mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe und dem südkoreanischen Präsidenten Hwang Kyo Ahn. "Die Bedrohung (durch Nordkorea) hat eine neue Stufe erreicht", erklärt Abe danach. Trump habe Japan volle Unterstützung zugesagt. Die USA und Japan forderten zudem eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates, die Diplomaten zufolge für Mittwoch zu erwarten ist. Trump hat schon vor Wochen einen harten Kurs gegenüber Nordkorea angekündigt.

Der Test am Montag wurde der nordkoreanischen Agentur KCNA zufolge von einer Armee-Einheit ausgeführt, deren potenzielles Ziel US-Stützpunkte in Japan sind. Machthaber Kim habe die Tests überwacht und die Armee angewiesen, "angesichts der ernsten Lage, in der ein realer Krieg jederzeit ausbrechen kann, in hoher Alarmbereitschaft zu bleiben".

Die staatliche chinesische Zeitung "Global Times" kritisierte neben den USA und Südkorea auch Nordkorea. "Das chinesische Volk ist verärgert darüber, dass Nordkoreas Atomprogramm für Seoul einen Vorwand zur Stationierung des Thaad-Systems liefert", heißt es in einem Leitartikel. Die Regierung in Nordkorea "glaubt blind daran, dass Atomwaffen die beste Garantie für ihre nationale Sicherheit sind - dabei ist das Gegenteil der Fall". Die Regierung in Peking befürchtet, dass die US-Raketenabwehr in Südkorea mit ihrem weit reichenden Radar China ausspähen soll.

Südkorea zufolge ist es unwahrscheinlich, dass Nordkorea am Montag Interkontinental-Raketen getestet hat, die die USA erreichen könnten. Nordkorea arbeitet aber an der Entwicklung solcher Flugkörper. Das Land hatte zuletzt im Februar eine Rakete getestet. 2016 hatte es rund 20 Raketentests und zwei Atomtests vorgenommen und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen.


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