Politik

Ex-Präsident Karsai: „Der IS ist ein Werkzeug der USA“

Ex-Präsident Karasi: „Der IS ist ein Werkzeug der USA“ (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
23.04.2017 00:46
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der ehemalige afghanische Präsident Hamid Karsai am Mittwoch hat die Terrorgruppe ISIS (Daesh) ein "Werkzeug" der Vereinigten Staaten genannt. Er wies die Kritik an Russland für seine Beziehungen zu den Taliban zurück, und die Bemühungen, die militante Gruppe in Friedensgespräche zu bringen.

Karsai sagte der Voice of America: „Nachdem die USA die Bombe auf Afghanistan geworfen haben, haben sie Daesh nicht beseitigt", sagte Karsai im Hinblick auf den jüngsten Abwurf einer Megabombe durch die USA in Afghanistan.

„Ich betrachte Daesh als ihr Werkzeug", sagte Karsai der afghanischen Ausgabe von Voice of America in einem Interview in Kabul: "Ich mache keinen Unterschied zwischen Daesh und Amerika."

Diese Aussage ist überraschend, weil Karsai erst durch die US-Intervention in Afghanistan an die Macht gekommen war. Er unterhielt enge Kontakte zu US-Präsident Barack Obama, dem Pentagon und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Karsai hatte sich bereits vor einigen Tagen über den Bombenabwurf der Amerikaner empört gezeigt. Er warf seinem Nachfolger Aschraf Ghani Verrat vor, weil er den USA den erstmaligen Einsatz ihrer größten nichtatomaren Bombe erlaubt habe. Bei einer Veranstaltung in Kabul sagte Karsai am Samstag, wenn die Regierung den Abwurf der Bombe gebilligt habe, sei das "nationaler Verrat" gewesen. Die USA hatten am Donnerstag über der Provinz Nangarhar die fast zehn Tonnen schwere Bombe abgeworfen, um ein Tunnelsystem mutmaßlicher Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu zerstören.

"Die Amerikaner haben eine Atombombe auf Afghanistan fallen lassen - es gibt keinen Unterschied zwischen ,der Mutter aller Bomben‘ und einer Atombombe", sagte Karsai.

Karsai verteidigte Russland für sein Engagement in der Region: "Sie sprechen mit den Taliban. Die USA sprechen auch mit den Taliban, Norwegen, Deutschland und andere Länder sprechen auch mit ihnen. Russland hat auch das Recht, Gespräche mit den Taliban zu führen."

Meldungen im vergangenen Oktober besagten, dass mindestens ein US-Beamter an drei Runden von informellen Treffen" zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban teilgenommen hat.

Der Sprecher des US-Außenamts, Mark Toner, wollte die Berichte zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren, sagte aber, dass die USA "sich verpflichtet haben, eine Verhandlungslösung herbeizuführen, um den afghanischen Konflikt zu beenden".

Russland hat politische Bindungen mit Taliban anerkannt. Aber die russischen Beamten sagten, dass Moskau keine Taliban-Militanten mit Waffen und Ausbildung versorgt, und dass ihre Kontakte nur darauf abzielen, den Friedensprozess in Afghanistan zu erleichtern.

Die Amerikaner verdächtigen die Russen der heimlichen Militärhilfe - der Abwurf der Bombe wird allgemein auch als ein Signal der Amerikaner an die Russe gesehen.

"Wir bieten keine finanzielle oder militärische Unterstützung für die Taliban. Die Vorwürfe sind nur ein Gerücht und grundlos", sagte der russische Botschafter in Afghanistan, Alexander Mantytskiy, Reportern Mittwoch in Kabul. Die Russen haben vor einigen Tagen eine regionale Friedenskonferenz abgehalten. Die Amerikaner hatten die Konferenz boykottiert und die afghanische Regierung gedrängt, nur eine Delegation mit niedrigem Rang zu entsenden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel bremst Billig-Boom: EU erklärt Temu und Shein den Zoll-Krieg
22.05.2025

Die EU greift zur Zollkeule: Mit einer neuen Pauschalabgabe sollen Temu und Shein ausgebremst werden – doch am Ende zahlen Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien: Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
22.05.2025

Die Immobilienpreise waren zeitweise spürbar gefallen, nun kommt der Markt wieder in Fahrt. Verbraucher und Investoren schließen deutlich...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
22.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Einwanderungsland Deutschland: Jeder vierte Mensch hat einen Migrationshintergrund
22.05.2025

Rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben im vergangenen Jahr in Deutschland gelebt. Das sind vier Prozent mehr als im...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - Alle sechs AfD-Kandidatin scheitern
22.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Finanzen
Finanzen Erfolgreich in Kunst investieren: Warum Gemälde, Märkte und NFTs neue Anlagechancen bieten
22.05.2025

Wenn Aktien schwanken und Märkte auf Sicht fahren, wird Kunst zur strategischen Alternative. Wie Gemälde, Sammlerstücke und digitale...

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: NATO greift ein
22.05.2025

Ein russisches Schiff kreuzt verdächtig nahe eines NATO-Kabels in der Ostsee – dann greift ein Bündnisstaat ein. Was steckt hinter dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ohne Bürokratieabbau, kein Handwerk: KMU geben Politik klare Handlungsempfehlung für Bürokratieabbau
22.05.2025

Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Handwerk an produktiver Zeit durch Bürokratie. Eine Studie der Handwerkskammer Dresden...