Politik

EDF fordert von Macron staatliche Subventionen für Atomstrom

Der französische Energieversorger EDF fordert vom neuen Präsidenten Macron staatliche Subventionen für Atomstrom.
10.05.2017 01:31
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der französische Energieversorger EDF hofft laut Reuters auf bessere Geschäftsbedingungen für seine Atomkraft-Aktivitäten unter dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron. EDF wolle die Regierung davon überzeugen, staatliche Beihilfen für neue AKW nach britischem Vorbild einzuführen, sagte Finanzchef Xavier Girre am Dienstagabend. Der mehrheitlich dem französischen Staat gehörende Versorger baut gerade zwei Atommeiler in Großbritannien und hat dazu mit der britischen Regierung vereinbart, den Strom für die Dauer von 35 Jahren zu einem festgelegten Preis verkaufen zu können. Liegt der Markpreis über dem Niveau, gibt EDF die Differenz an die britische Regierung ab. Liegt der Marktpreis darunter, stockt ihn die Regierung auf.

Girre sagte zudem, die Signale aus Macrons Wahlkampfteam, den Anteil an Atomstrom im französischen Strommix möglicherweise nicht so schnell wie zuletzt diskutiert abzuschmelzen, wären für EDF positiv. Aus dem Umfeld von Macrons Team hatte es vor der Wahl geheißen, es bleibe zwar das Ziel, den Anteil von Atomstrom auf 50 Prozent zu begrenzen. Allerdings könnte der Zeitplan gestreckt werden. Derzeit kommt der Atomstrom auf etwa 75 Prozent. Bislang ist das Jahr 2025 als Datum für eine Verringerung auf 50 Prozent angepeilt. Der Insider hatte zudem gesagt, Macron erwäge Beihilfen für Atommeiler nach britischem Vorbild.

Die Nachrichten hatten bei EDF zu einem Kurssprung von rund acht Prozent geführt. Der Konzern, der ohnehin unter Schulden ächzt, könnte zur Abschaltung von mehr als einem Dutzend seiner 58 Reaktoren gezwungen sein, sollte die Reduzierung schon 2025 kommen. Maue Geschäfte in Italien und das schwächere britische Pfund brockten EDF im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von 1,5 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro ein. Der Konzern bekräftigte aber seine Ziele für das Gesamtjahr.

Die britische Premierministerin Theresa May hat im Falle ihrer Wiederwahl eine Begrenzung der stark gestiegenen Energiepreise versprochen. May kündigte am Dienstag in der Zeitung "The Sun" an, dass die Energierechnung von vielen Familien dann um bis zu 100 Pfund im Jahr sinken könnte. "Das wird rund 17 Millionen Familien mit variablen Standardtarifen davor schützen, durch plötzliche und ungerechtfertigte Anhebungen von Rechnungen ausgebeutet zu werden", sagte sie. Dem Bericht zufolge will May die Regulierungsbehörde Ofgem anweisen, die maximalen Kosten eines von zwei Dritteln der Kunden in Großbritannien genutzten Tarifs zu deckeln.

Wirtschaftsminister Greg Clark beklagte einen Mangel an Wettbewerb auf dem Energiemarkt und kündigte Pläne für eine Reform an. Die größten Unternehmen der Branche hätten zu viel Macht und könnten deswegen zu viel Geld von den Kunden verlangen, sagte er im BBC-Hörfunk. Dies wolle man nach der Wahl angehen. In Großbritannien haben sich die Energierechnungen im vergangenen Jahrzehnt auf rund 1200 Pfund (etwa 1420 Euro) pro Jahr verdoppelt. Nach dem Brexit-Votum wurden die Briten zudem durch die steigende Inflation bei nur mäßig anziehenden Löhnen belastet.

Angesichts bereits früher Ankündigungen der regierenden Konservativen für eine Deckelung der Energiepreise ist der Aktienkurs des Energiekonzerns Centrica, zu dem die Versorger British Gas und SSE gehören, in diesem Jahr bereits unter Druck geraten. Am Dienstag gaben Centrica-Papiere knapp vier Prozent nach. Umfragen zufolge liegen die konservative Partei von May vor der vorgezogenen Parlamentswahl am 8. Juni deutlich vor der oppositionellen Labour-Partei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...