Politik

Deutschland und EU lehnen Macrons „Buy European“-Plan ab

Lesezeit: 2 min
11.05.2017 02:14
Deutschland und die EU lehnen den französischen Plan ab, europäische Produkte beim öffentlichen Einkauf bevorzugt zu behandeln.
Deutschland und EU lehnen Macrons „Buy European“-Plan ab

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Berlin und Brüssel lösen Pläne des künftigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron wenig Begeisterung aus, Behörden zum Einkauf bei in Europa produzierenden Unternehmen zu verpflichten. "Ich halte das für keinen guten Vorschlag", sagte der deutsche Wirtschaftsstaatsekretär Matthias Machnig am Mittwoch in Brüssel laut AFP. Deutschland setze auf offene Märkte. Gegenwind kam auch aus der EU-Kommission, die Protektionismus nicht als Lösung für Wirtschaftsprobleme sieht.

Ein sogenannter Buy European Act ist eine zentrale Forderung aus Macrons Wahlprogramm. Demnach sollen nur Unternehmen, die mindestens die Hälfte ihrer Produktion in Europa angesiedelt haben, von staatlichen Stellen Aufträge bekommen. Der Vorschlag ist Teil eines Bündels von Maßnahmen für ein "Europa, das in der Globalisierung schützt".

Europa und gerade Deutschland seien "immer dadurch stark gewesen, dass wir offene Märkte hatten", sagte Machnig vor Journalisten. Deshalb müsse Europa "nicht auf Buy European, sondern auf Reziprozität setzen" und von seinen Handelspartnern außerhalb der EU denselben Marktzugang verlangen, wie ihn ihre Unternehmen in Europa bekämen. "Das wollen wir in China, das wollen wir in den USA", sagte Machnig. Und dies sei "die beste Antwort".

Auch der für Wachstum und Investitionen zuständige Vize-Präsident der EU-Kommission, Jyrki Katainen, sprach sich gegen die Buy European-Initaitive aus. Es passe "nicht sehr gut" zu Europas Beschaffungsgrundsätzen, staatlichen Stellen "unabhängig von Qualität und Preis" den Kauf von Waren und Dienstleistungen "nur auf Grundlage von geografischen Quoten" vorzuschreiben, sagte er.

Der Finne verwies darauf, dass die Regeln für die öffentliche Beschaffung einerseits eingeführt worden seien, "um die Interessen unserer Steuerzahler zu schützen." Andererseits müssten Anbieter auch die Sicherheit haben, "dass sie gleich behandelt werden" und "dass es keine Diskriminierung auf Basis von Ländern oder was auch immer gibt."

Die Kommission legte ihrerseits am Mittwoch ein Diskussionspapier zu den Herausforderungen der Globalisierung vor. Es betont Chancen der weltweiten Wirtschaftsentwicklung und spricht sich dafür aus, die Risiken durch globale Vereinbarungen in den Griff zu bekommen und nicht durch Protektionismus.

"Es steckt kein Schutz im Protektionismus", sagte der erste Vizepräsident der Kommission, Frans Timmermans, "aber es gibt Isolation in Isolationismus. Und wer isoliert ist, wird zurückbleiben. Und wer zurückbleibt, wird viele Chancen verpassen und darunter leiden."

Aus Sicht der Kommission treibt der Welthandel "das Wirtschaftswachstum in der Union voran, wobei mit jeder Milliarde Euro zusätzlicher Ausfuhren 14.000 Arbeitsplätze unterstützt werden". Von billigeren Einfuhren profitierten wiederum "gerade auch ärmere Haushalte". Nötig sei aber "eine bessere Verteilung der Globalisierungsvorteile".

Europa müsse deshalb "dazu beitragen, das globale Regelwerk umzuschreiben, sodass Freihandel ein fairer Handel wird", forderte Timmermans. "Auf diese Weise wird die Globalisierung nachhaltig und kommt allen Menschen in Europa zugute."


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...