Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben sich der italienische Premierminister Paolo Gentiloni und der russische Präsident Wladimir Putin am letzten Mittwoch in Sotschi am Schwarzen Meer getroffen. Trotz der Sanktionen, welche die EU gegen Russland verhängt hat, sind die wirtschaftlichen Bande zwischen Italien und der russischen Föderation nach wie vor eng – und sollen nun noch enger werden. So haben das russisches Mineralölunternehmen Rosneft und der italienische Energiekonzern ENI in Sotschi eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.
Auch eine italienische Investmentbank gehört in Russland zu den Gewinnern: Die Intesa SanPaolo. Obwohl sie im internationalen Vergleich ein eher kleiner Fisch ist, hat sie den Verkauf von Rosneftanteilen im Wert von 10,5 Milliarden Euro an einen Fond aus Katar und den Rohstoffhändler Glencore im letzten Jahr beratend begeleitet. Zudem stellte sie den Käufern Kredite im Wert von 5,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Andere Banken hatten einen derartigen Deal abgelehnt – möglicherweise weil auch gegen Rosneft Sanktionen verhängt worden sind.
Im Kreml hat man genau registriert, dass die Intesa Sanpaolo in dem schwierigen politischen Umfeld weiter versucht, mit Russland Geschäfte zu machen. Putin dankte dem Vorstandsvorsitzendem der Bank, Carlo Messina, persönlich und verschaffte dem Geldhaus staatliche Aufträge. Messina betonte bei der Gelegenheit, dass die Intesa Sanpaolo in Russland weiter expandieren wolle – und zwar nicht nur bei der Kreditvergabe an kleine und mittlere russische Firmen. Möglicherweise kommt sie nun auch mit den großen russischen Energiekonzernen besser ins Geschäft. Der Direktor der Moskauer Niederlassung der Intesa Sanpaolo, Antonio Fallico, ist in Russland bestens vernetzt. Es heißt, er kenne den einflussreichen Rosneftchef Igor Sechin gut. Mit dem Vorsitzenden der Gazprombank und Mitglied des Aufsichtsrats von Rosneft, Andrei Akimov, sei er befreundet, berichtet Reuters in seinem englischsprachigen Dienst.
Die Intesa profitiert von der Tatsache, dass viele westliche Banken um die russischen Privatisierungsprogramme einen weiten Bogen geschlagen haben. Die Intesa Sanpaolo will in diese Lücke stoßen. Das sieht auch Tom Adshead von der in Moskau ansässigen Beratungsfirma Macro-Advisory so: „Für den Rosneft- Deal kann sich die Intesa eine Belohnung versprechen. Denn die Russen werden nicht vergessen, wer sich in der Krise ihnen gegenüber loyal verhalten hat.“ Reuters zitiert einen weiteren russischen Insider: „Um was es auch immer gehen mag, die Intesa hat es verdient. Es ist einzige Bank, die vor den Sanktionen keine Angst hatte.“