Politik

Opec: Fördergrenze bleibt kürzer als erwartet

Die Opec und einige andere Förderländer haben sich auf eine Begrenzung der Fördermenge für weitere neun Monate geeinigt.
25.05.2017 19:37
Lesezeit: 2 min

Die Opec und einige andere Ölförderländer wie Russland haben am Donnerstag eine Verlängerung der Förderkürzungen für neun Monate beschlossen. Bis März 2018 wollen sie die Förderung - wie schon seit Anfang dieses Jahres - weiter um 1,8 Millionen Barrel (159 Liter je Fass) am Tag gebremst halten. Der gewünschte Effekt an den Märkten blieb allerdings zunächst aus: Da viele Anleger auf eine längere und deutlichere Förderkürzung gesetzt hatten, gerieten die Preise für Öl aus der Nordsee und US-Leichtöl massiv unter Druck und brachen um je rund fünf Prozent ein.

Im Vorfeld hatten sich das führende Opec-Land Saudi-Arabien und Russland als wichtigstes Öl-Land außerhalb des Förderkartells bereits auf neun Monate verständigt. Doch war an den Märkten spekuliert worden, die Verlängerung könne großzügiger ausfallen. "Es ist eine Enttäuschung, dass sich die Opec nicht zu mehr durchringen konnte, um die Preise zu stabilisieren", sagte Olivier Jakob, Analyst bei der Schweizer Beratungsfirma Petromatrix. Eine Verlängerung von neun Monaten sei in den Preisen schon berücksichtigt. "Das zeigt, dass die Opec nicht viel mehr machen kann." Einige Anleger hatten darauf gesetzt, dass das Kartell die Förderbremse für ein Jahr verlängert. Zudem wurde spekuliert, dass die Kürzung deutlicher ausfallen könnte.

Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich bis zum Abend um 4,9 Prozent auf 51,32 Dollar je Fass. US-Leichtöl WTI kostete mit 48,75 Dollar zeitweise sogar gut fünf Prozent weniger und notierte damit unter der psychologisch und technisch wichtigen 50-Dollar-Marke. Sollte auch das an den Finanzmärkten führende Brent darunter rutschen, wäre dies ein deutliches Verkaufssignal, sagte ein Börsianer.

Saudi-Arabiens Ölminister Chalid Al-Falih kündigte an, die Zusammenarbeit mit den Nicht-Opec-Ländern solle verstärkt werden. Delegierten zufolge wurde die nächste Opec-Sitzung für den 30. November angesetzt.

Die Opec und ihre Partner hatten sich Ende November auf eine sechsmonatige Förderbremse ab Januar geeinigt und damit die Preise wieder über 50 Dollar je Fass getrieben. Anfang 2016 war der Preis für ein Fass Öl erstmals seit 2003 unter 30 Dollar gefallen. Noch im Sommer 2014 hatte er bei 115 Dollar gelegen. Dieser Preisabsturz hat den Förder-Ländern Haushaltslöcher eingebrockt, die sie auf Dauer nicht tragen wollten. Eine Folge der Stabilisierung der Preise bei nunmehr rund 50 Dollar ist allerdings die wieder höhere Attraktivität der ursprünglich kostspieligeren US-Schieferölproduktion (Fracking).

Die US-Firmen haben inzwischen technische Fortschritte gemacht und können daher günstiger Öl mit Fracking fördern. Seit Mitte 2016 ist die US-Ölförderung um mehr als zehn Prozent gestiegen auf über 9,3 Millionen Fass täglich. Damit sind die USA als Ölförderer auf Augenhöhe mit Saudi-Arabien und Russland. Dem Energieberater Wood Mackenzie zufolge bedeutet die Beibehaltung der derzeitigen Ölfördermengen, dass in den USA 950.000 Barrel täglich mehr gepumpt werden. Damit dürfte das Überangebot bestehen bleiben.

Der US-Ölboom in diesem Jahrzehnt gilt als Hauptgrund für das Überangebot. Derzeit liegt die Produktion über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, der nun wieder angestrebt wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...